Rainer Trüby – Rootdown 99

Wo ist sie geblieben, die Anfang der neunziger Jahre noch so präsente Soul-Jazz-Gemeinde? Der harte Kern tüftelt im Dunkeln, Splitterfraktionen haben sich in verschiedene Richtungen (Drum ’n‘ Bass.TripHop) abgesetzt. Eine Untergruppe wird von Ballistic Brother Dave Hill angeführt. Sein eigenes Nuphonic-Label empfiehlt sich schon seit einigen Monaten als zuverlässiger Lieferant für Freistil-Beats, Jazzy-Listening-Crooves und Ethno-House-Klänge.Jetzt hat Hill den Freiburger DJ, A Forest Mighty Black-Musiker und Kruder & Dorfmeister-Vertrauten Rainer Trüby gebeten, all diese Stilelemente an zwei Plattenspielern und einem Mixer zu einer zwischenbilanzierenden Werkschau zusammenzustellen. Labelwerbung wird damit allerdings nur bedingt betrieben, da nur zwei der neun Tracks aus dem Nuphonic-Repertoire stammen (der Chaser-Mix von Marcels „On The Beach“ und Blofelds exzellenter Latin-Ausläufer „Nexus“). Zu Cujos „Apollo“ darf man vorzüglich im Sambaschritt auf- und abhüpfen, ohne Schweißausbrüche zu bekommen. Eine gewisse Grundentspanntheit gehört für Rainer Trüby zu den obersten Geboten, deshalb ist Jazzanovas formidable Open-Minded-Club-Überarbeitung des lan Pooley-Stücks „What’s Your Number“ im Mix Inbegriffen. Nur-Warum macht Trüby vor und nach diesem Stück ganz un-DJ-like eine lautlose Pause, wo sich der nachfolgende Track von Blaze doch so hervorragend hineinmischen läßt? Komisch. Aber wer um die Klasse seiner Auswahl weiß, muß sich ums Handwerk wohl nicht sorgen.