Ray Charles :: Genius Loves Company

Soul, Jazz, Blues, Country, Gospel - bis zum letzten mzug ließ sich Brother Ray nicht auf eine Musikrichtung festlegen.

Bei dem Staraufgebot konnte eigentlich gar nichts schief gehen. Ist es aber doch. In den Monaten vor seinem Ableben lud Ray Charles berühmte Kollegen zu Duettaufnahmen ins Studio ein. Mit Leuten wie Van Morrison, Gladys Knight, Elton John und anderen sang der Altmeister Songs ein, die ihn durch die Jahre hindurch begleiteten, und interpretierte zudem Standards aus dem American Songbook, die er immer schon einmal aufnehmen wollte. Von den zwölf Stücken können aber nur gerade mal drei überzeugen. Mit Norah Jones am Mikro gelingt Charles eine relaxte Neufassung von „Here We Go Again‘, James Taylors „Sweet Potato Pie“ wird mit dem Autor im Bläserarrangement dargeboten, und aus dem Country-Oldie „Do I Ever Cross Your Mind‘ macht Charles mithilfe von Bonnie Raitt eine schöne Bluesnummer. Das war’s aber auch an Highlights, alles andere ist zweitklassig bis schrecklich. Das liegt zum einen an Charles‘ angegriffener Stimme, die zum Zeitpunkt der Einspielung ihren Zauber bereits verloren hatte. Zum anderen ist es auf diverse Fehlgriffe bei der Songwahl zurückzuführen. „Fever“ etwa, von Peggy Lee zur Unsterblichkeit geadelt, erreicht mit Natalie Cole noch nicht einmal normale Körpertemperatur, Eddy Arnolds Countryhit „You Don’t Know Me“ wird mit Diana Krall zum biederen Balladenkitsch, und Frank Sinatras It Was A Very Good Year . die schlimmste Entgleisung auf diesem Album, ersäuft samt Willie Nelson im Streicherschmalz. Ray Charles verabschiedet sich-er erlag am 10. Juni einem Leberleiden – mit einem enttäuschenden CD-Vermächtnis. Wer ihn in ungetrübter Erinnerung behalten möchte, sollte dann doch besser auf seine Meisterwerke aus den fünfziger und sechziger Jahren zurückgreifen.