Rhye

Woman

Universal

Das dänisch-kanadische Duo serviert einen Cocktail-Pop, der nur mit knapper Not seinen eigenen guten Geschmack überlebt.

Gibt es das, ein Übermaß an gutem Geschmack? Wie ist das, wenn alles perfekt ist? Wenn jeder Synthie-Quieker genau die richtige Temperatur besitzt, jedes kleine Klaviermotiv die korrekte Länge hat und wenn dann auch noch jedes klitzekleine Background-Huhu an der einzig denkbaren Stelle im Song platziert ist? Kurz: Wie ist das, wenn man Rhye ist? Im Vergleich zu WOMAN, dem Debütalbum des dänisch-kanadischen Duos, wirkt selbst der Sade-Klassiker DIAMOND LIFE wie lieblos hingerotzt und das Gesamtwerk von The xx wie aufgedrehter Punkrock. Die Gefühle, die Mike Milosh in diesen Liedern besingt, sind so schaumgebremst, dass sie keine Flecken auf der teuren Designercouch hinterlassen, während Robin Hannibal den Rhythmus so cool mit den Fingern schnippen lässt, dass die Longdrinks nicht überschwappen. Dazu tröten hochnäsige Trompeten, tropfen elegante Beats, und edle Streicher verzieren den schier unerträglich schönen Cocktail-Soul-Pop noch zusätzlich. Aber egal, so perfekt austariert auch jeder der eigentlich sattsam bekannten Effekte sein mag, so teuer und chic und gediegen das Album WOMAN auch klingen mag: Man kann sich dem Reiz der Perfektion, der Verführung, dem Luxus nicht entziehen. So viel gutem Geschmack erliegt man dann halt doch nur allzu gern.