Rico – That Man Is Forward
Rico Rodriguez, 1934 in Kingston geboren, zählte schon bereits Anfang der fünfziger fahre zu den bedeutendsten Posaunisten Jamaikas, im Schatten des großen Don Drummond allerdings. Er spielte für viele Musiker und Produzenten im Bereich von Jazz (EricDeans) und Ska (Prince Buster, Clement Dodd, Duke Reid) sowie für die Mystic Revelation of Rastafari von Count Ossie, dessen Rasta-Kommune Rico eine Zeit lang angehörte. Seit 1961 lebt er in London, von wo aus er die englische Reggae-Szene entscheidend mitbelebte. Vor nunmehr sechs Jahren erschien seine letzte eigene LP MAN FORM WAREIKA, eine großartige Instrumental-LP mit der ungewöhnlichen Besetzung – von bis zu neun Bläsern. Durch die interessante und fruchtbare Arbeit mit den Specials (durch die er zu Two Tone kam) und anderen Gruppen des Ska-Revivals dürfte Rico auch bei uns etwas an Bekanntheit gewonnen haben. Jetzt hat er sich wieder einmal nach Jamaika aufgemacht, zusammen mit dem Trompeter Dick Cuthell, mit dem er schon länger zusammenarbeitet (u.a. auch bei den Specials), um THAT MAN IS FORWAPD aufzunehmen. Unter der Regie der beiden sind im Joe Gibbs Studio acht Titel mit zwei verschiedenen Rhythmusgruppen (an Baß und Schlagzeug Robbie & Sly bzw. Santa Davis & George Fullwood) und einer fünfköpfjgen Bläsergruppe entstanden. Die durchweg sehr transparent aufgenommenen Stücke schwanken zwischen langsam pulsierendem Reggae und up-tempo Ska-Nummern im modernen Gewand. Melodieführend sind fast ausschließlich die Bläser, vorrangig natürlich Rico mit seinem warmen, erdigen, immer sehr melodiösen Posaunenspiel, was z.B. „Stay Out Late“ zu einer sehr schönen Version des Ska-Klassikers von Lord Creator werden läßt. Noch einige andere Stücke sind aus fremder Feder: „Fiesta“ und „Red Top“ sind von Charlie Parker bzw. Lionel Hampton, als Reggae gespielt, und zeigen, daß der Jazz- und R & B-Einfluß aus den Fünfzigern haften geblieben ist. Einige kennen sicher auch Ricos Reggae-Version von Dave Brubecks „Take Five“. In einem seiner eigenen Stücke, „Chang Kai Shek“ stellt man erstaunt fest, daß Rico das Thema von „Elenor Rigby“ anspielt, eine von vielen Stellen, die dafür sorgen, daß die Platte trotz des fehlenden Gesangs nie langweilig wird. Eine schöne entspannte Platte, die ich allerdings nicht in dem Maße als aufsehenerregend bezeichnen würde, wie es damals MAN FROM WAREIKA gewesen sein muß.
Mehr News und Stories