Robbie Robertson – Robbie Robertson
Viele Leser werden sicherlich fragen. „Wer???“ Von Robertson hat man schließlich seit zehn Jahren nichts mehr gehört. Der halb-indianische, halb jüdische, in Kanada lebende Sänger/Songschreiber war in den 60er Jahren Dylans Leadgitarrist, Chef von The Band und als solcher der meist imitierte Instrumentalist. 1976 zog er sich von der Musikszene zurück.
Was einen an seiner Comeback-LP, gleichzeitig seinem ersten Solo-Album, unmittelbar beeindruckt, ist die Modernität des Sounds. Robertson hat mit seinen 43 Jahren noch keine Spinnweben angesetzt und in den letzten zehn Jahren offensichtlich viel Radio gehört. Er hat den U2-Produzenten Daniel Lanois engagiert, der seinen Songs zu einem kräftigen, üppigen Background verhilft. Auch U2 selbst tauchen auf der Platte auf: Bei „Sweet Fire Of Love“ jaulen sich die Gitarren von The Edge und Robertson an — und Bono singt dazu eine gefühlvolle zweite Stimme.
Es gibt noch mehr alte Bekannte auf der LP: Peter Gabriel samt seiner Rhythmussektion Tony Levin und Manu Katche, Lone Justice-Sängerin Maria McKee und die Garagenrock-Band The Bodeans.
Die Themen drehen sich, wie zu aften Zeiten, primär um Mann-Frau-ßeziehungen und andere menschliche Probleme; „Fallen Angel“ hat er seinem früheren Band-Kollegen Richard Manuel gewidmet, der sich vor kurzem das Leben nahm. Eingebettet wurden diese Songs aber in einen technisch-kühleren Sound als früher. Atmosphärisches Schlagzeug, Keyboards und Sampling haben sich in den Vordergrund geschoben. Aber seine dünne, hohe Stimme ist ein eigenes Instrument, das auch in dieser Umgebung stets die nötige Menschlichkeit einbringt.
Man kann nur hoffen, daß sich die Qualität dieser liebevoll gemachten Platte durchsetzt. Wie auch immer, schön, daß er wieder da ist.
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