Robert Gordon With Link Wray – Robert Gordon With Link Wray

Es begann alles – wie könnte es anders sein – mit Elvis Presley, der im Juni 1954 mehr oder weniger zufällig in Sam Phillips‘ Aufnahmestudio einen neuen Musikstil kreierte: Rockabilly, eine frühe Form des Rock’n‘ Roll und wie der Name erraten läßt, eine Mischung aus Rock Ibzw. schwarzem Rhythm & Blues) und Hillbilly, der Musik weißer amerikanischen Hinterwäldler. Kennzeichnend war ein nervöser Rhythmus mit der Betonung auf dem Off-Beat, vorangetrieben vom Schlagzeug und einem klatschend geschlagenen Baß und einer häufig akustischen Rhythmusgitarre, dazu eine elektrische Leadgitarre, die von einfachen, aber charaktenstischen Rhythmusmustern in rasante Melodiefolgen überwechselte. Meister in dieser Technik waren Scotty Moore (Elvis Presley) und James Burton (Ricky Nelson).

Wiederaufgenommen wurde der Stil von den frühen Beatles („I’ll Cry Instead“), und besonders deutlich ist der Einfluß bei Creedence Clearwater Revival auszumachen („Suzie Q“). Die eigentliche Wiederbelebung des Rockabilly ist aber den Amerikkanern Robert Gordon, seinem Gitarristen Link Wray und dem Produzenten Richard Gottehrer (Blondie) zu verdanken.

Vor seiner Entdeckung durch Gottehrer war Robert Gordon Leadsänger bei der New Yorker Punkgruppe Tuff Darts gewesen; seine wahre Liebe gehörte aber immer dem klassischen Rock’n’Roll. Link Wray, heute 48 Jahre alt, ist Rock’n’Roller der ersten Stunde (1956/57 hatte er einen Instrumentalhit mit „The Rumble“) und immer noch ein exzellenter Rock’n’Roll-Gitarrist.

Aus den Rillen der beiden LPs des Teams Gordon-Wray-Gottehrer kommt kaum weniger mitreißender Rockabilly-Sound als aus den alten Platten von Sam Phillips‘ Sun-Label, wenngleich natürlich die Produktionstechnik der 70er Jahre für einen weitaus satteren Sound sorgt. Beide LPs sind „Red Hot“ – wie der gleichnamige Song von „RGWLW“.

Begleitet werden Gordon und Link Wray von den Wildcats, das sind Billy Cross (Gitarre), Rob Stoner (Baß) und Howie Wyeth (Schlagzeug), die letzten beiden Mitglieder von Bob Dylans Band auf „Desire“ und „Hard Rain“. Für „Fresh Fish Special“ wurden zudem noch Elvis Presleys original Backup-Sänger The Jordanaires ins Studio geholt.

Die Post geht reichlich gut ab auf den R’n’R-Klassikern „Sea Cruise“, „Red Cadillac And A Black Mustache“, „Summertime Blues“, „Flying Saucers Rock & Roll“ oder „Boppin‘ The Blues“; aber auch seelenvolle Balladen wie „If This Is Wrong“ oder „Is This The Way“ (beide von Link Wray geschrieben) werden attraktiv in Szene gesetzt. Als einziger jüngerer Songautor ist Bruce Springsteen mit „Fire“ vertreten (auf „FFS“). Dem Initiator des Rockabilly wird mit „I Want To Be Free“ gebührende Referenz erwiesen.

Auch Whirlwind haben es nicht versäumt, einen Uralt-Presley-Song auf ihrem Debütalbum „Blowing Up A Storm“ unterzubringen: „Blue Moon Of Kentucky“. Whirlwind sind vier junge Engländer, die in der Besetzung Rhythmusgitarre und Gesang (Nigel Dixon), Leadgitarre (Mick Lewis), Baß (Chris Emo) und Schlagzeug (Phil Hardy) einen noch puristischeren Rockabilly-Sound produzieren, als es bei Robert Gordon der Fall ist. Das heißt, daß „Blowing Up A Storm“ etwas dünner und echolastiger klingt als Gordons LPs, doch um keinen Deut weniger aufregend.

Besonders Dixon und Lewis haben die alten Meister offenbar intensiv studiert, man höre sich bloß mal „Slow Down“, „A Thousand Stars“ oder „Boppin‘ High School Baby“ an: das stimmt hundertprozentig. Ein besonderer Gag der Whirlwind-LP ist das Cover, das exakt dem Coverstyling der britischen EMI-Platten aus den frühen 60er Jahren nachempfunden ist. 4 (alle drei LP’s)