Roc Marciano

Reloaded

Decon/Groove Attack

HipHop: Das zweite Album des unkalifornischsten Wahlkaliforniers.

Marcberg war 2010 die größte Überraschung des HipHop-Jahres. Eine völlig aus der Zeit gefallene und gleichzeitig hochmoderne Stilübung in New Yorker Hardcore-Rap, mit straßenstaubtrockenen Beats und nihilistischen, nasalen Stakkato-Reimen, kalt wie der Lauf einer Tec-9 im Winter auf Long Island.

Von dieser Formel weicht Roc Marciano auch auf dem Nachfolger Reloaded keinen Millimeter ab. Zwar hat er sich diesmal einige Instrumentals von vergleichsweise prominenten Produzenten besorgt (Alchemist, Q-Tip) und etwas mehr Mühe in Mix und Master gesteckt, seinem Stil aber bleibt er treu.

Mit versteinerter Miene und sensationell mieser Laune zersägt er gespielt beiläufig einen Brett-Beat nach dem anderen, schimpft wie ein Rohrspatz und lässt immer wieder Einblicke in die düsteren Abgründe seines Seelenlebens zu. Damit erinnert der unkalifornischste Wahlkalifornier der Welt an die frühen 90er-Jahre von Mobb Deep und D.I.T.C., klingt aber dennoch wie nichts und niemand sonst auf diesem Planeten. Reloaded ist ein Meisterstück des Minimalismus und gleichzeitig ein hübscher Anachronismus im Zeitalter sinkender Aufmerksamkeitsspannen: Man muss ihm ein bisschen Zeit geben – wird dafür aber mit einer Intensität belohnt, wie sie auf Albumlänge derzeit wohl kein anderer Rapper hinkriegt.

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