Rocko Schamoni& Little Machine – Rocko Schamom & Little Machine

Say a little prayer to King Rocko: Der wahrscheinlich beste Entertainer der deutschen Punk-Generation sagt mit einem pastoralen Soul-Album [vorerst] goodbye.

Nun ist es amtlich: Rocko Schamoni verabschiedet sich mit diesen zehn Songs aus dem aktuellen Popgeschehen. Mehr nicht: Er wird weiter schreiben, komponieren, heimwerkeln und auch noch ein bisschen auf Tour gehen. Er kündigt lediglich dem Modell Pop und dessen Verwertungsmechanismen die Treue – mit einem schwarzen, ja, für Rocko-Verhältnisse geradezu dark-wavigen Album, assistiert von der Trauerkapelle seiner Wahl, bestehend aus Matthias Strzoda und Jonas Landerschier. Die Platte als öffentlichte Verabschiedung eines Doch-etwas-mehr-als-Subkulturhelden, auf dem Cover ist ein Grabstein abgebildet, um den ein Anker geworfen wurde, und die Sterne leuchten für den fool on the hill „Ein richtiges Leben“, singt Rocko mit gerader Stimme, „ich kann es nicht finden in einer falschen Welt“. Die Band findet sich gerade noch in einen Reggae-Groove, dem Fatalismus wird ab sofort Tür und Tor geöffnet: „Leben heißt sterben lernen … Leben heißt sich entfernen ,.. Menschen kommen und gehen, es gibt kein Wiedersehen“,“.Die Leere tut so weh, wir springen in den See“. Oh je, möchte man reimen. Permanente Zerstörtheit, Depression. Akku leer. Rocko Schamoni hat viele Worte für die latente Malaise. Ironie, Soul und Weisheit, das ging irgendwie nicht zusammen in Deutschland. Genau genommen hat der Künstler, der einmal King Rocko Schamoni hieß, darum gebettelt, aus dem Hamsterrad des Pop endlich entlassen zu werden, er spreizte sich so sehr in seinem Käfig, dass ihm die Flügel weh taten, er spielte mit dem schweren Duft der Anarchie und poste mit gelangweilten schönen Frauen in Schwarz, er spielte so lange Antimassenmusik, bis er nur noch den Pop-Heroen ironisieren konnte, der er einmal werden wollte; zu seinen Bedingungen allerdings. Der Abschied hat was von Theaterkitsch: Wenn Rocko -Leben heißt aufzugeben“ singt, die Streicher anheben und das Fender Rhodes Piano über ein paar Bar-Melodien variiert, ist Udo Jürgens nicht mehr weit. Man reiche Rocko Schamoni ein weißes Handtuch, er hat für eine bessere Kunst gestritten. Das Buch, das dann im April folgt, heißt „Sternstunden der Belanglosigkeit“. The King is dead, Lebbe geht weiter. VÖ. 26.1. >>>

www.rockoschamoni.de