Rod Stewart – Never A Dull Moment

Rod Stewart hat sich so fest etabliert, dass der Verkauf seiner Platten heute auch von schlechten Rezensionen nicht mehr beeinträchtigt werden kann. Stewart ist ein Star und viele Leute werden sich seine neue LP kaufen, ohne sie sich vorher auch nur angehört zu haben. Ich habe irgendwo mal gelesen, allein der Name Rod Stewart bürge für Qualität. Doch scheint mir gerade hier die Gefahr zu liegen. Der grosse Erfolg, der Stewart im vorigen Jahr zuteil wurde, kam zu plötzlich. Ich empfand ihn als ungesund, weil er sich nicht allmählich einstellte, sondern sozusagen über Nacht ‚da war‘. Doch allzu grosse Begeisterung kann leicht ins Gegenteil umschlagen und eine so aussergewöhnliche Stimme wie die von Rod Stewart, kann man sich schnell überhören. Stewart hat mit dieser Stimme nur begrenzte Möglichkeiten, ebenso wie die Faces mit ihren Instrumenten, denn als Musiker sind sie nicht besonders gut. Ihre Stärke besteht darin, dass sie so gut zusammen sind, ihre Schwäche ist, dass sie sich nur innerhalb eines bestimmten Rahmens bewegen können, ihre Grenzen sind genau abgesteckt. Zwar sind hier nicht alle Faces beisammen, doch der Sound ist schon durch die Mitarbeit von Wood und Legan derselbe geblieben. ‚Never A Dull Moment‘ ist deshalb auch keine Weiterentwicklung von ‚Every Picture Tells A Story‘, sondern eine gelungene Zweitausfertigung. Nicht besser und sicher auch nicht schlechter. ‚True Blue‘ und ‚You Wear It Well‘ sind die beiden ‚Hits‘ der Platte, massgeschneidert nach dem Erfolgskonzept von ‚Maggie May‘. ‚Les Paraguyaos‘ ist von südamerikanischen Einflüssen geprägt und hat ein besonders schönes Intro (akustische Gitarre, Tambourines und Mandoline). Die Höhepunkte der Platte sind jedoch ‚Mama You Been On My Mind‘ (Dylan), ‚Angel‘ (Hendrix) und Td Rather Go Blind‘ (Foster/Jordan). ‚Twistin‘ The Night Away‘ ist vom gleichen Kaliber wie ‚I’m Losing You‘ und bildet als letzter Track einen guten Abschluss. Wie schon auf ‚Every Picture..‘, so ist das Repertoire auch hier wieder eine sehr gelungene Zusammenstellung aus swingendem Rock und melancholischem Blues. Stewart ist ein phantastischer Vokalist. Er arrangiert, komponiert und produziert. Bei der Auswahl seiner Songs ist ihm noch nie ein Fehler unterlaufen. Dennoch ist die Platte nicht perfekt. Selbst den Stones, die inzwischen wohl etwa 20 LP’s veröffentlicht haben, ist es noch immer gelungen, auf jeder Platte eine neue Atmosphäre zu kreieren. Rod Stewarts 4 Soloalben unterscheiden sich voneinander nur durch das Repertoire. Weitere Titel: Italian Girls, Interludings.