Rod Stewart – Sechs Re-Releases :: Heiser
Rod Stewarts frühes Oeuvre erlebte seine Premiere auf CD erst vor wenigen Jahren. Doch die 1995 von der englischen Polygram auf den Markt gebrachte Retrospektive ließ in punkto Tonqualität stark zu wünschen übrig. Offensichtlich von Bändern der dritten Generation überspielt, klang der tiefe Rhythm ’n‘ Folk-Blues von Reibeisenstimme Rod völlig flach und stumpf. Aus diesem Grund entschied sich die Mutter-Company Mercury in den USA zu einer erneuten digitalen Aufbereitung des Materials. Die vorliegenden sechs, klangtechnisch optimal überarbeiteten Alben werden der künstlerisch intensiven Frühphase von „Rod The Mod“ nun endlich gerecht. Mit dem dritten Album EVERY PICTURE TELLS A STORY (558.060-2), 6 Sterne, platzte 1971 für den damals 26jährigen Stewart der Knoten. Binnen weniger Wochen stand das mit Kumpel Martin Quinttenton verfaßte „Maggie May“, eine harsch formulierte Love-Story zu einer älteren Frau, an der Spitze der Charts. Simultan toppte der geschmackvoll mit Coverversionen und Eigenkompositionen bestückte Longplayer die Hitlisten beiderseits des Atlantiks. Den swingend-rockenden, mit Faces-Spezi Ronnie Wood geschriebenen Titelsong sang Rod im Duett mit der fabelhaften Maggie Bell, damals Frontfrau von Stone The Crows. Rauher klang Stewart bei dem Temptations-Cover „(I know) I’m Losing You“ und dem slidegetriebenen „That’s All Right Mama“ von Arthur Crudup – 1955 Elvis Presleys erster Single-Hit. Doch am eindringlichsten gerieten dem frischgebackenen Weltstar bedächtige Folk-Balladen wie Tim Hardins „Reason To Believe“, Bob Dylans „Tomorrow Is A Long Time“ und das Gospeltraditional „Amazing Grace“. Das selbstverfaßte, poetisch-melancholische „Mandolin Wind“ ist eine der Sternstunden Stewarts. US-Mercury-Plattenboß Lou Reizner, der Rod 1969 unter Vertrag nahm hatte nach dem Überraschungserfolg von 1971 nichts eiligeres zu tun, als die beiden – zuerst nur in den USA erschienenen Vorgängeralben – unter anderem Titel und mit neuen Covers auf den Markt zu werfen: THE ROD STEWART ALBUM (558.058-2), 5 Sterne, in Europa eigenwillig AN OLD RAINCOAT WON’T EVER LET YOU DOWN betitelt geriet mit der kuriosen Stones-Interpretation von „Street Fighting Man“, Ewan McColls Industrie-Vorstadt-Tristesse „Dirty Old Town“ sowie Rods durchweg begnadeten Eigenwerken („Man Of Constant Sorrow“, „Blind Prayer“,“I Wouldn’t Ever Change A Thing“, „Cindy’s Lament“) zum hinreißenden Solo-Start. Ebenfalls ohne Fehl und Tadel ist das knapp ein Jahr später veröffentlichte GASOLINE ALLEY (558.059-2), 4 Sterne, Stewarts Originale („Lady Day“, Jo’s Lament“) wirken zwar etwas blasser, doch mit Bob Dylans Tippelbruder-Ode „Only A Hobo“, Bobby Womacks Soulklassiker „It’s All Over Now“, vor allem aber mit „Country Comforts“ aus der Feder des damals noch unbekannten Songwriter-Teams Elton John/BernieTaupin, präsentierte der Zweitling einen sich stetig weiterentwickelnden Solisten. Nicht minder spannend ist der Titelsong „Gasoline Alley“, eine frühe Kollaboration mit Ronnie Wood. 1972 ging die Erfolgsformel erstmals nicht richtig auf: NEVER A DULL MOMENT (558.061-2), 3 Sterne, warf zwar mit „You Wear It Well“ und Jimi Hendrix‘ „Angel“ zwei adäquate Singles ab. Doch die nur oberflächlich hingehuschte Songsammlung (u.a. Sam Cookes „Twistin‘ The Night Away“, Dylans „Mama You Been On My Mind“) war eine matrixgenaue Reprise des erfolgreichen Vorgängers. Selbst die ansonsten immer Laune machenden Stewart-Wood-Kompositionen klangen diesmal wie Ausschußware. Und das hatte seine Gründe: Der Aufstieg Stewarts zum Superstar und seine pausenlosen Welttourneen strapazierten sein kreatives Potential über die Maßen. Erst mit dem Ende 1974 veröffentlichten SMILER (558.063-2), 4 Sterne, lief der manische Fußballfan mit dem Faible für Karoschals wieder zu gewohnter Hochform auf – mit der bewährten Masche: Ureigen interpretierte Songs von Chuck Berry, Sam Cooke, Elton John, Paul McCartney und Bob Dylan standen in gesunder Konkurrenz zu 1-A-Songs, die Rod mal mit dem bald zu den Stones abwandernden Ronnie Wood, mal mit Dauerpartner Martin Quinttenton zu Papier brachte. Einen repräsentativen Querschnitt durch diese Londoner Jahre liefert der Sampler SING IT AGAIN ROD (558.062-2), 4 Sterne. Als Bonbon mit dabei: Rods verrucht-heiser gehauchtes „Pinball Wizard“ aus der konzertanten Version der Rock-Oper „Tommy“, die 1973 mit dem London Symphony Orchestra eingespielt wurde.
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