Roger Waters – In The Flesh :: Ein Fest für Fans

Roger Waters war im vergangenen Sommer in den Vereinigten Staaten mit einer Pink-Floyd-Greatest Hits-Revue unterwegs. Jetzt gibt’s den Livemitschnitt auf zwei CDs. I Der Mann, der Pink Floyd war, begab sich im vergangenen Sommer auf eine Tournee durch die Vereinigten Staaten. Publikum wie Kritiker waren, gelinde gesagt, aus dem Häuschen. Ob sie Recht hatten, lässt sich nun anhand eines Live-Doppelalbums nachprüfen. Aber muss das sein? Von David Cilmours Pink Floyd gibt’s mit DELICATE SOUND OF THUNDER und PULSE gleich zwei 1 abendfüllende Mitschnitte mit weitgehend identischem Material, wenn auch unterschiedlicher Qualität. Zu allem Überfluss hat der Hörer bei THE WALL die Wahl zwischen dem Original (IS THERE ANYBODY OUTTHERE?) und der Waters’schen Version (LIVE IN BERLIN). Trotzdem bietet IN THE FLESH für den eingefleischten Fan ersehnte Juwelen: „Southampton Dock“ oder „Pigs On The Wing“ waren bisher höchstens auf bösen Bootlegs zu hören. Wie zuvor schon David Gilmour setzt Roger Waters auf eine bewährte Band, den fehlenden Gegenpart durch frisches Blut ersetzend. Wobei vor allem der Keyboarder Andy Wallace Klänge zaubert, die Richard Wright vor Neid erblassen lassen sollten. Auf hohem Niveau versagen dagegen die altbekannten Floyd-Studiogitarristen Snowy White und Andy Fairweather-Low: Bei „Dogs“ etwa interpretieren sie das zentnerschwere Solo mit technischer Finesse, treffen aber dort, wo Gilmour richtig daneben griff, nur die falschen Töne. Dennoch bestechen Klassiker wie „Comfortably Numb“ oder „Wish You Where Here“ – die noch auf PULSE reichlich hölzern dahertrampelten – durch filigrane Interpetation. Sogar das statische Monstrum „Welcome To The Machine“ erscheint hier als federnder Shuffle. Waters Solomaterial, sorgsam eingewoben, kratzt ohnehin viel weniger am Mythos als Gilmours‘ Dummheiten ä la „Take It Back“. Wie Pink Floyd heute klingen könnten, zeigt das neue Stück „Each Small Candle“: altbacken zwar. Aber ambitioniert.