Roger Waters – The Wall: Live In Berlin

Oh, wundersame Studiotechnik. Oh, göttliche Overdubs, Noisegates, Fader und Mischpulte. Selbst solche Katastrophen wie das musikalisch ziemlich vermasselte Topereignis in Sachen Größenwahn, die Aufführung von „The Wall“ am 21. Juli in Berlin, können die Experten an den Reglern zu einem hör- und preßbaren Ergebnis zurechtstylen. Und so sind die Mixer, Toningenieure und Soundorchitekten der Olympic Studios die eigentlichen Stars dieses gigantomanischen Großaufmarsches diverser Popstars, und sie rechtfertigen letztlich doch die Superlative hinsichtlich des technischen Aufwands. Das kräftig beworbene Doppel-Album (perfektes Marketing gehört selbstverständlich genauso zu solch einem Ereignis wie die fade Currywurst und das lauwarme Bier) klingt nach diversen studiotechnischen Spezialkuren in etwa so, wie die Show auf dem Potsdamer Platz hätte klingen sollen: mitunter gewaltig, manchmal ergreifend, meist sogar erträglich. Die peinlichen gesanglichen Ausrutscher von Waters und Kollegen sind beseitigt, sogar das Duett „The Thin Ice“ zwischen Ute Lemper und Roger Waters, das in Berlin an technischen Problemen scheiterte, findet sich sauber zusammengemixt auf dem 105 Minuten langen Tonträger wieder. Musikalisch gesehen spricht dieses Werk also durchaus an. Bleibt nur die Frage, warum sich Dutzende von Popstars vor den sehr obskuren Wohltätigskeitskarren eines versponnenen ehemaligen Bomberpiloten und seines aristokratischen Hobbys „The Memorial Fund For Disaster Relief“ haben spannen lassen. Wahrscheinlich stellte sich Waters‘ Plattenfirma diese Frage auch – der Sticker der zweifelhaften Katastrophen-Organisation findet sich jedenfalls nur klein und verschämt auf der Rückseite des Covers.