Roy Harper – Once
Wer kennt noch Roy Harper? Vor 24 Jahren schon sang er über Themen, deren sich die Leute erst später allmählich bewußt wurden: über die Sinnlosigkeit des Krieges, Menschenrechte und Umwelterhaltung, über individuelle Freiheit und persönliche Verantwortung. Roy Harper ist eine Art musikalisches Gewissen, er ist integer; und das können nur wenige von sich behaupten. Er ist eine Legende, die immer noch viel zu sagen hat. Auch aus den Texten seiner neuen LP sprechen tiefe Einsichten, obwohl sich über die Botschaft des wütenden Protestsongs „The Black Cloud Of Islam“ trefflich streiten ließe: Harper nimmt das perverse Todesurteil des Ayatollah Khomeini gegen den Schriftsteller Salman Rushdie („Die Satanischen Verse“) zum Anlaß für eine allzu pauschale Haßtirade gegen den Islam. Daß er dabei auch mißverstanden werden könnte, hat er wohl selbst gefühlt – sonst würde er im beiliegenden Text nicht so ausführlich rechtfertigen, warum er den Song überhaupt geschrieben hat. Er tendierte eben schon immer dazu, sich selbst als potentielles Opfer der ach so bösen Welt zu sehen und sich im Zweifelsfall in seinen kreativen Schmollwinkel zurückzuziehen. In diesem Winkel aber hat er diesmal ein kleines Meisterwerk produziert. In seiner Musik spielt er mit allen emotionalen Facetten; seine Gitarre spricht mal aggressiv oder zügellos, mal filigran und sacht. Und mit dem Titelstück ist ihm ein grandioser Einstieg mit sakralen Dimensionen gelungen.
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