Roy Reid – Whap’n Bap’n
Schon mal was von Roy Reid gehört? Nein? Nun, es handelt sich um den jamaikanischen DJ I Roy, der hier erstmals eine Platte unter seinem richtigen Namen veröffentlicht. WHAP’N BAP’N muß mittlerweile schon die 13te Longplay sein, den der kreative Rov auf seinem Habenkonto verbuchen kann; von diversen Dub-Sets und zahllosen Singles einmal abgesehen. Zweifellos eine respektable Bilanz – nur nahm man von seinen aggressiven Rüde Boy-Toasts in unseren Breitengraden bislang kaum Notiz. Eigentlich schade, denn spätestens seine letzten beiden Alben, WORLD ON FIRE und THE GENERAL, präsentierten ihn wieder in Bestform. Seine beißenden Kommentare zur sozialen Lage der Nation sind ebenso engagiert wie ironisch, knüpfen nahtlos an die Zeiten an, da er wochenlang die Spitzenplätze der JA-Charts in Beschlag nahm. Platten wie PRESENTING und HELL AND SORROW, vor allem aber seine unvergessenen Toaster-Duetts mit Prince Jazzbo etablierten ihn seinerzeit neben Big Youth, Dennis Alcapone und U Roy zum stilistischen Innovator eines, mittlerweile arg überstrapazierten, Genres. „He Jazzbo, when you sneeze/you remind me of a lapanese/your teeth füll of cheese…“ Solch zynischer, improvisiert wirkender Wortwitz kommt auch auf WHAP’N BAP’N nicht zu kurz. In „Injection“ beispielsweise: „Sorry sister Cherry/I must give you this injection/without the use ol any protecüon…“ Erstmals hat I Roy übrigens auf das Übersingen/-sprechen von neu abgemischen Channel One-Tapes verzichtet und WHAP’N BAP’N, zusammen mit britischen Musikern in London eingespielt. At the controls: Matumbi Chef und Dub-Maestro Dennis Bovell. Unter dessen Regie wurde dieses Mal jedoch auf obligatorische Dub-Einblenden, auf Echo und Halleffeke, zugunsten einer ungemein klaren, durchsichtigen Produktion, nahezu vollständig verzichtet. Allerdings ist die Auswahl der Basis-Rhythmen dabei für meinen Geschmack etwas zu abwechslungsreich ausgefallen. Es gibt hier vier funkytoasts, Coverversionen altbekannter Soul- und Disconummern. I Roy vergeht sich gar an Sister Sledge’s „Greatest Dancer“ und auch seine Version von „Rappers Delight“ strotzt nicht gerade vor Originalität, obwohl er durchaus mit der Vocalakrobatik der drei Sugarhill-Genossen mithalten kann.
Auf gewohntem Offbeat-Territorium hingegen, sind Roy und seine Mitstreiter diesmal einfach unschlagbar. Das Zusammenspiel der Musiker ist schlichtweg phantastisch, die Aswad-Rhythmussektion sorgt für den nötigen Drive, vor allem Angus Gaye bricht mit variantenreichen Schlagkombinationen und -Wirbeln immer wieder aus dem vorgegebenen Taktschema aus. John Kpiayes sparsame, aber ungeheuer effektive Gitarrenarbeit erinnert an das große Vorbild, an Earl „Chinna“ Smith, und die wunderschöne Querflöte eines gewissen Delroy Clarke macht „Union Call“ zur wohl besten Nummer des Albums. So gesehen hinterläßt WHAP’N BAP’N einen etwas zwiespältigen Eindruck, aber wenn I Roy, pardon: Roy Reid, seine Experimentierfreude etwas einschränkt, ist mit Sicherheit. (noch) Besseres von ihm zu erwarten.
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