Schrottgrenze Glitzer auf Beton


Tapete/Indigo

von

Die Kernsätze von GLITZER AUF BETON stammen von der Vorabsingle „Sterne“, es sind gleich die ersten Verse: „Weil Geschlechter konstruiert sind und ich nicht an sie glaub. Weil Ignoranz Gewalt ist und es immer noch Schutzräume braucht.“ Der Song geht an „Boys und Girls und alle In-Between“, er kommt von Schrottgrenze aus Hamburg, deren Name noch immer nach Dosenbierpunk klingt. Statt sich umzubenennen, als die Musik andere Wege ging, spielte die Band mit dem Namen.

CHATEAU SCHROTTGRENZE und SCHROTTISM hießen die beiden letzten Platten. Dann die Auflösung, zum zehnjährigen Bestehen ein spontanes Live-Comeback ohne Rückkehrgedanken – und nun eben doch dieses Album. Es steckt etwas dahinter: Sänger Alex Tsitsigias gibt sich hier erstmals für die Öffentlichkeit als Saskia Lavaux zu erkennen, „Queen der queeren Partynächte“ aus St. Pauli. Ein Outing also.

Die ersten vier Songs haben Wirkung von Postings: Tsitsigias positioniert sich. „Glitzer auf Beton“ und „Sterne“ bieten die Botschaften, „Januar Boy*“ und „Lashes To Lashes“ zeigen Privates. Schrottgrenze wandeln dabei musikalisch auf einem dünnen Brett: Die Band spielt Schlager-Indie-Punk-Rock, das Publikum von früher erhält die alten Vergemeinschaftungsrefrains, aber auch Frida-Gold- und
Rosenstolz-Fans sollen sich das anhören können. Daher kleben auch die Texte an der Oberfläche fest. Was nichts daran ändert, dass das Thema genau jetzt in die deutsche Gitarrenszene gehört. Wie bunt geht es denn dort zu, wie wird gemauschelt und gemunkelt, wenn mit dem Ladism gebrochen wird? Die Gender-Debatte sollte beginnen. GLITZER AUF BETON setzt das Thema. Input gibt das Album wenig.


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