Schwarzweisses zu Halloween
Charles Addams, hintersinniger Karikaturist des „New Yorker Magazine“, ersann die morbiden Figuren der Addams Family schon in den frühen 40er-Jahren. Über die TV-Bildschirme der US-Haushalte flimmerte die in der Cemetary Ridge in einem museumsartigen Anwesen inklusive Folterkammer lebende Familie Seltsam erst ab 18. September 1964. Ab den frühen 7oern konnten auch die Deutschen Anteil am bizarren Treiben haben, als die dritten Programme begannen, einen Teil der Reihe auszustrahlen. Der schwarze Humor der insgesamt 64 Schwarzweiß-Episoden lässt zwar britischen Ursprung vermuten, aber es warder US-Sender ABC, der zwei Jahre lange die obskuren Abenteuer finanzierte und in den Hollywood Center Studios in Szene setzte. Im Mittelpunkt stehen Börsenspekulant Gomez Addams (John Astin), seine stets in ein schwarzes Schlauchkleid gehüllte Gattin Morticia (Carolyne Jones), die Gören Pugyley (Ken Weatherwax) und Wednesday (Lisa Loring), der glatzköpfige Onkel Fester (Ex-Kinderstar Jackie Coogan), die hexenartige Crandma Frump (Blossom Rock), der baumlange Butler Lurch (Ted Cassidy), Cousin Itt (Felix Silla) und Haus-Faktotum Eiskaltes Händchen. Konkurrenzsender CBS konterte mit eigenem Halloween-Spirit: Nur eine Woche später, am 24. September 1964, startete the Münsters. Familien-Oberhaupt Herman Munster, eine direkt von Boris Karloffs Frankenstein-Figur abgeleitete Parodie (dargestellt von Fred Gwynne). hat 70 Folgen lang die liebe Not mit der buckligen Verwandschaft, die unter einem Dach in einem Gewölbe an der 1313 Mockingbird Lane haust: Da wäre die divenhafte Mutter Lily, superb gespielt von Yvonne De Carlo, ihr Werwolf-hafter Sohn Eddie (Butch Patrick) und der wie eine Fledermaus vom Dachbalken hängende Grandpa (Al Lewis), eine Hommage an Bela Lugosis Dracula. Zwei Jahre währte der Spuk, bevor leider nur durchschnittliche Quoten beiden Serien zeitgleich den Garaus machten. Doch wie im Falle Star Trek entwickelte sich im Laufe von Jahrzehnten eine regelrechte Fan-Manie mit TV-Specials in Spielfilmlänge zu Halloween. Es gab Serien-Neuauflagen, die ans Original jedoch nicht heranreichten, im Falle der Addams Family gar eine Cartoon-Reihe und zwei abendfüllende Hollywood-Filme. Mit jeder Menge Extras liegen nun jeweils die ersten Staffeln des TV-Kults auf DVD vor. Im direkten Vergleich schneidet die Addams Family (MGM, 5 Sterne, minimal besser ab: schwärzerer Humor, durchdachtere Plots, tiefgründiger gezeichnete Figuren und eine hinreißende TV-Themen-Melodie. Das soll die Verdienste der nicht minder amüsanten Munsters (Koch Media, 4,5 Sterne, keineswegs schmälern. Doch Herman Munsters durchweg lustige Kollisionen mit der Realität wirken im Abstand von vier Dekaden eher kindlich als ironisch.
www.addamsfamily.com
www.munsters.com
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