Schwester S. – S. ist soweit

Anfang des vergangenen Jahres erschütterte ein Erdbeben die deutsche Rap-Landschaft. Epizentrum war der Frankfurter Stadtteil Rödelheim. Moses Pelham und Thomas Hofman, die beiden Köpfe des Rödelheim Hartreim Projekts, durchbrachen mit ihrem Debütalburn ‚Direkt aus Rödelheim‘ die geltende Hip-Hop-Hierarchie. Ihr rabiat resoluter Reimstil setzte, auf Deutschland bezogen, neue Maßstäbe. Was Wunder also, daß die Plattenfirma der Rödelheimer nun auch in Schwester S., die ebenfalls zur Projekt-Posse gehört, große Hoffnungen setzt. Und das nicht zu Unrecht. Die 21jährige Sabrina verfährt nach dem gleichen Erfolgsrezept wie ihre beiden Mentoren Moses P. und Thomas H. Respektlos bis zur Arroganz „disst“ sie die Konkurrenz (‚Reime überragen‘) und provoziert mit eindeutigen Aussagen zu Gewalt (‚Mutter‘, ‚Pass auf). Ihre Gefühle, sowohl in positiver wie auch in negativer Hinsicht, spiegeln sich ungeschminkt in ihren Reimen wider (‚Ich bin raus‘, ‚Tränen auf den Wangen‘). Beeindruckend auch ihr Reimfluß. Die Halbamerikanerin reiht ähnlich klingende Worte scheinbar mühelos aneinander, ohne dabei die Story aus den Augen zu verlieren. Auch musikalisch ist Schwester S. dem Gros der Konkurrenz ein gutes Stück voraus. Ihre fulminante Fusion aus harten Beats und perfekt plazierten Samples verdient fraglos das Prädikat „eigenständig“. Besonders bemerkenswert: Text und Musik bilden, ebenfalls selten genug bei einer deutschsprachigen Produktion, eine kompakte Einheit. Der „phatte“ Sound von Projekt-Produzent Martin Haas verdichtet die Atmosphäre zusätzlich. Eine Atmosphäre, die im Song ‚Hier kommt die Schwester‘ schweißtreibend und mit folgenden Worten auf die Spitze getrieben wird: „Frag die Boxen an der Wand, wer ist die Beste im ganzen Land?“ Die Antwort gibt diese Platte.