Shame :: von Steve McQueen, UK 2011

Die Hölle bin ich: Michael Fassbenders Triumph als Sexsüchtiger

Kann man sich einen neugierigeren Regisseur als Steven Soderbergh vorstellen, der nicht nur schneller dreht, als es die Polizei erlaubt, sondern es sich auch im 23. Jahr seiner Karriere nicht erlaubt, sich zu wiederholen? Ein halbes Jahr nach „Contagion“ folgt nun also sein erster Actionfilm, in dem er die Martial-Arts-Meisterin Gina Carano den angesagtesten Namen Hollywoods – Michael Fassbender, Channing Tatum etc. – auf den Hals hetzt. Mit Lem Dobbs hatte Soderbergh bereits „The Limey“ geschrieben, und auch hier ist die Handlung konventionell, nicht aber die Umsetzung: „Haywire“ zelebriert eine Form von Actionkino jenseits der absurden Höher-schneller-weiter-Philosophie gängiger Genreware, absolut handgemacht und nachvollziehbar und unfassbar aufregend.

Michael Fassbender könne Golf auch nackt mit auf dem Rücken gebundenen Händen spielen, sagt George Clooney. Er gehört zu den Leuten, die die zweite Zusammenarbeit Fassbenders mit dem britischen Künstler Steve McQueen nach „Hunger“ bereits gesehen haben – die Höllenfahrt eines Sexsüchtigen, in der zwar viel kopuliert und masturbiert wird, es aber gar nicht so sehr um Sex, als um einen katholischen Komplex geht: In einer frühen Szene sieht man Fassbender als von eigenen Bedürfnissen gepeinigten New Yorker Geschäftsmann nackt im Bett, die Arme weit ausgebreitet. Was folgt, ist der Kreuzweg im Neonlicht. Und Carey Mulligan singt dazu „New York, New York“, als gelte es, alle Wolkenkratzer weinen zu lassen. Start: 1. März