Sharon Jones & The Dap-Kings

Give The People What They Want

Daptone Records/Groove Attack

Die Soul-Lady alter Schule lässt es nach ihrer überstandenen Krebserkrankung etwas ruhiger als gewohnt angehen.

Das Album beginnt mit einem Befehl. Mit „Retreat!“ fordert Sharon Jones den Rückzug in sichere Gefilde oder einen Ruhesitz. Das Stück war schon fertig, bevor im vergangenen Jahr bei der Sängerin aus Georgia Gallengangkrebs diagnostiziert wurde. Der im Song formulierte Rückzugsgedanke entwickelte sich so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

 Aber natürlich hat Sharon Jones nach ihrer Genesung nicht aufgehört. Das kann sie auch gar nicht, so wie sie auf der Bühne aufzudrehen pflegt. Trotzdem muss man feststellen, dass ihr neues, mit ihrer Stammband The Dap-Kings eingespieltes Album keine neue Energieleistung darstellt. Den Nachweis, dass die mittlerweile 57-Jährige die zahlreichen jüngeren Kaliber im Soul unserer Tage immer noch in Grund und Boden singen kann, liefert sie auf GIVE THE PEOPLE WHAT THEY WANT nicht.

Selbst in Momenten der Forderungshaltung bleibt Sharon Jones ungewohnt besonnen. Das hat nicht nur negative Folgen. Jones zeigt, dass sie auch dann überzeugen kann, wenn sie mal nicht alles mit der Kraft einer Powerfrau herausschleudert. Den „Stranger To My Happiness“ geht sie entschlossen im Stil einer Tina Turner an, aber gleichzeitig kann sich das Bariton-Saxofon dem stimmlichen Druck absolut erwehren.

Ein anderer auffälliger Song ist „You’ll Be Lonely“, er erinnert an die Isley Brothers der späten 60er-Jahre. Prächtig machen sich auch die mit viel Chorgesang und Fifth-Dimension-Flair versetzten Klagen in „People Don’t Get What They Deserve“. Schade ist nur, dass sich auf diesem Album nicht alles auf diesem ho  hen Niveau einpendelt. Der Abschluss mit „Slow Down Love“ etwa fällt ganz und gar unspektakulär aus.