Shellac :: Excellent Italian Greyhound

Steve Albinis No-Bullshit-Projekt mit einem weiteren archaischen, trockenen Indie-Album ohne Rock.

„Payola“ geht auch andersrum. Wer diese Platte rezensiert, hat dafür bezahlt. Steve Albini, vor mehr als 20 Jahren Mitglied der Hardcore-Band Big Black, No-Bullshit-Produzent (Pixies, Nirvana, PJ Harvey, Joanna Newsom, The Stooges und 1000 andere), der sich lieber „Engineer“ nennen lässt, ist ein schlecht gelaunter Misanthrop, der mit corporate shit, Marktmechanismen und PR nichts zu tun haben will also gibt’s auch keine Freiexemplare seiner LPs. Albini ist damit zu einem liebenswürdigen Anachronismus geworden in einer Zeit, in der die Unternehmen mit Scheiße in all ihren wunderbaren Erscheinungsformen ein profitables Joint Venture eingegangen sind. Albini versteht keinen Spaß. Aber dann irgendwie doch. Wer einem Musikjournalisten die größte denkbare Demütigung antut (Musik! Kaufen! Zu! Müssen!), verfügt ja schon über eine bestimmte Art von Humor, Excellent Italian Greyhound, das vierte Album von Albinis Band Shellac, ist das erste seit dem 2000er 1000 Hurts. Das Trio kundschaftet die minimalistischen Interaktionsmöglichkeiten des archaischen Rock’n’Roll-Instrumentariums-Gitarre (zwischen giftig und lyrisch), Bass (aggressiv melodisch) und Schlagzeug (so präzise wie möglich, so arhythmisch wie nötig) – aus und hält dabei die latente Aggressionsbereitschaft so im Zaum, dass das Sondereinsatzkommando nicht eingerufen muss. Diese Musik lebt in einem entfeuchteten, ausgetrockneten, beinahe lebensfeindlichen Klangraum, in dem kein Hall, kein Echo, kein der Soundkosmetik dienendes Effektgerät existieren kann. Hier hat es Passagen, in denen Schlagzeuger Todd Trainer (gefühlt) minutenlang ohne Begleitung einen scheinbar einfachen Beat spielt. Wer das hört, dem kann keiner mehr was von „Indie“ erzählen. „Spoke“ ist dann der als Punk gemeinte Rausschmeißer: Sag alles ab. Wer das Vinyl kauft, bekommt die CD dazu. Schmucklos liegt sie ohne Cover in der LP-Hülle. Die Silber glänzende CD, das einstige Versprechen einer verheißungsvollen, neuen, multimedialen Zukunftswelt, das zum Symbol des Untergangs der großen Unterhaltungskonzerne geworden ist, hier als Synonym für corporate shit im Allgemeinen: ein Abfallprodukt, ein Muster ohne Wert. www.touchandgorecords.com