Simple Minds :: Cry

Pop tiefsinniger und langweilig.

Einfache Gemüter hören keine Popmusik – an ihrem limbischen System rütteln nur stumpfe Marsch-, Rock- oder Techno-Rhythmen. Nur ein geschärfter Geist mag die Nuancen zu goutieren, die als melodiöses Mosaik zu einem scheinbar simplen Simple-Minds-Popsong zusammenschmelzen. Das spitz geschliffene Ohr erkennt dann auch auf CRY die Einflüsse des New Wave, den Zierrat aus Glam, den Bodensatz aus Soul, den Anklang an Folk und eine gute Prise dancige Computerklänge, die die Schotten in ihren weise lächelnden Pop integrieren. Das ist große Kunst. Doch leider irgendwie auch künstlich. Die Simple Minds, die sich in den Achtzigern mit erfrischend radikalen politischen Parolen zu Wort gemeldet haben, betreiben trotz aller Farbigkeit ihrer Klänge ein artifizielles l’art-pour-lart-Spiel, das schnell in gepflegte Langeweile ausartet – und manchmal in wachsweichen TripPop, den so hoffentlich niemand mehr hören will. Nie legen sie sich fest, ständig schippern sie durch lauwarme Gewässer, geben im Zweifelsfall immer dem Gesäusel Recht. Das ist zwar dann auch Pop, aber doch einer zum Weinen.