Siouxsie And The Banshees
Through the Lookin-Glass
„Sogar die größten Stars entdecken sich selbst im Spiegelglas“, sangen die Techno-Pop-Musikanten Kraftwerk in „Spiegelsaal“, das auf ihrem legendären TRANS EUROPA EXPRESS zu finden ist. „Im Spiegelglas/-Through The Looking Glas“— dieses Motto haben Siouxsie And The Banshees zum Titel eines Albums gewählt, das sich ausschließlich zusammensetzt aus Interpretationen bekannter Klassiker der modernen Popmusik. Nach dem Ausritt des Blues-Fanatikers Nick Cave ins Land der Cover-Versionen (auf KICKING AGAINST THE PR1CKS) wagen sich mit Siouxsie & The Banshees nun erneut Vertreter der Heute-Musik auf fremdes Terrain.
Bei ihrer Auswahl der Songs haben die britischen Melancholik-Rocker Kenntnis und Geschmack bewiesen. Ausgewählt haben sie „Hall Of Mirrors“ („Spiegelsaal“) von Kraftwerk, das sie mit einem Donna Summer-Backbeat interpretieren; „This Town Ain’t Big Enough For Both Us“, eine bombastische Disco-Hymne des illustren Duos The Sparks; feurig wirft sich die Band in Bob Dylans „This Wheel’s On Fire“, während getragene/orchestrale Jazz-Töne das „Strange Fruit“ bestimmen, jenen legendären Polit-Blues über das Lynchen der Schwarzen im Südstaaten-Amerika. den Billy Holiday einst so zwingend vortrug.
„You’re Lost Little Girl“ (The Doors), „The Passenger“ (Iggy Pop) und „Gun“ (John Cale) bilden in ihrer Reihenfolge eine vielversprechende Trilogie — Lieder über Einsamkeit, Verzweiflung und Zerstörung; doch leider bleibt Siouxsie bei diesen Stükken zu sehr mit Stimme und Sound in mittelmäßiger Rockigkeit hängen. Spannender dagegen klingen Bryan Ferrys dramatische Ballade „Sea Breezes“ und „Little Johnny Jewer, die erste Single, die von der New Yorker Psycho-Beat-Combo Television 1976 herausgegeben wurde.
Siouxsie And The Banshees beweisen mit THROUGH THE LOOKING GLASS, daß „sogar die größten Stars“ ihr Gesicht im Spiegelbild der (Rock-) Geschichte wiederfinden; im Resultat klingt das manchmal erfrischend & eigenwillig, vereinzelt aber auch nur brav & reproduzierend.