Siouxsie & Banshees :: Oxford, Apollo Theatre

Seit einem Jahr schwelt nun schon der Zwist zwischen den Banshees und ihrer Plattenfirma Polydor über Art und Zeitpunkt der Veröffentlichung der neuen, noch namenlosen LP. Die Bänder, eingespielt in den Berliner Hansa-Studios, liegen seit Monaten auf Eis, da sich Siouxsie in ihrem Selbstbestimmungsrecht eingeschränkt fühlt.

Ohne begleitende LP ohnehin ein Wagnis, stand die Tournee zudem auf des Messers Schneide, da sich Siouxsie während ihres Londoner Auftritts das linke Knie so sehr anschlug, daß sie vor jedem weiteren Konzert einen Arzt konsultieren mußte.

Folglich galt es für Siouxsie, das 19-Song-Programm von einem Stuhl im Bühnenzentrum zu absolvieren. Auf sich gestellt, besser gesagt auf Stimme, Mimik und Gestik, wurde dies zu einem One-Woman-Spektakel.

Der Geist von Shakespeare schien vom benachbarten Stratford-upon-Avon über dem rot-samtenen Apollo Theatre in Oxford zu schweben, als Janet Daliion alias Siouxsie Sioux von zwei Helfern in Skelettanzügen, an einer Krücke mit Totenkopf-Knauf hinkend, auf die Bühne geleitet wurde, im Hintergrund ein überdimensionales Spinnennetz.

Neben sich eine Band, die sich in fast schon steriler Perfektion übt, verlangt Siouxsie ihrer Gemeinde alles ab. Als Opener „Dazzle“. danach „Cascade“, „Bring Me The Head Of The Preacher Man“, „Melt!“, „Nightshift“. „Christine“ und „Happy House“. Dazwischen, denn „wir sind keine Greatest Hits-Band, unsere Auftritte haben stets etwas Unerwartetes und Gefährliches“, reichen die Banshees immer wieder neues Material.

Ist der Ritt durch die neuen Songs schon rasant genug – die Abstecher in die „Hits“ sind fast noch härtere Kost. Direkt und schonungslos powern die Banshees ein virtuoses Extrakt, das dämonisch dem (vorwiegend aus Jung-Punkern bestehenden) Publikum vorgeworfen wird.

Als Zugabe dann die neue Single „Cities In Dust“, die gerade die englischen Top 20 enterte. Und wiederum ganz im Sinne shakespearescher Dramaturgie wird „Cities“ von der Gegenwart überholt. Während Siouxsie theatralisch augenrollend ihre Todeshymne auf Pompeji zelebriert, fliegt in Kolumbien der Vulkan Nevado del Ruiz in die Luft.