Slayer – Diabolos In Musica

Die härteste Band der Welt. Auf der Suche nach einem derart irrsinnigen Superlativ gibt es zwei Ergebnisse-das lächerliche mit Manowar oder das ernstgemeinte mit irgendwelchen aus Satanisten und Psychopathen zusammengesetzten Ostblock-Blackmetal-Projekten. Slayer, die diesen zweifelhaften Titel in ihrer gut 15jährigen Karriere auch schon einige Male erhielten, liegen irgendwo dazwischen. Für unmittelbare Underground-Eruptionen viel zu Hollywood, für den Mainstream allerdings verdammt harte Kost. Und die ist nicht nur in der Geschwindigkeit begründet. Slayer ist eine der wenigen Metal-Bands mit einem eindeutig identifizierbaren Sound, die Akkordwechsel, das Zusammenspiel und der Klang der beiden Gitarren sind etwas, was nur als böse bezeichnet werden kann. Unterlegt vom trockenen Geballer ihres zweiten Schlagzeugers, getoppt von Tom Araryas hellem, unmelodiösem Gebell. Aus dessen Mund ein Großteil davon entstammt was auch zwölf Jahre nach ANGEL OF DEATH noch schlecht riecht, vor allem, weil sie sich nie die Zähne geputzt haben. Ihre unbeirrbare Attitüde, diese Mischung aus Dummheit, Provokation und Faszination für Faschismus ist ein weiterer Grund dafür, daß Slayer etwas „Authentisches“ haben,das sicherlich unangenehm ist, sich aber in einer kompromißlosen Härte niederschlägt, die weder in Fantasy ertränkt noch von Ironie gebrochen wird. Und auch wenn Slayer nicht mehr in Spandexhosen, engen, ärmellosen T-Shirts (über ihren teilweise ausgeprägten Bäuchen) und Wehrmachtsabzeichen posieren, sondern die Bequemlichkeit von HipHop-Mode für sich entdeckten, ist kein Hauch von Kreuzüber in ihrer Musik. Allenfalls ein paar Gesangsexperimente zeigen, daß DIABOLOS IN MUSICA Jahrgang ’98 und nicht ’89 ist. Immer noch können King und Hannemann, die Kotzbrocken an den Gitarren, nicht von Soli lassen, immer noch enden die Stücke nicht langsam ausgebremst, sondern mit dem Aufprall gegen die Mauer. In ihrer Zusammenstellung erscheint die Platte wie eine Art Best Of mit kurzen Speed-Knüppeln und getrageneren Monster-Riff-Moshern. Gleichzeitig antiquiert und zeitlos. Oder: wenn schon, dann immer noch und wieder Slayer.