Small Black

Best Blues

Jagjaguwar/Cargo VÖ: 16. Oktober 2015

Die neue Lust am Verlust: Dream Pop als Lebenshilfe.

Wie so viele Häuser, wurde Ende Oktober 2012 auch das Haus der Eltern von Small-Black-Sänger Josh Kolenik auf Long Island vom Hurrikan Sandy schwer beschädigt. Wassermassen spülten zahllose Gegenstände monetären, vor allem aber sentimentalen Werts vor die Haustür an den Strand. Kolenik verbrachte Monate damit, die vielen Briefe und Fotos einzusammeln und mittels Kamin und Haartrockner zu retten. Die Arbeit daran inspirierte ihn zum dritten Album seiner in Brooklyn heimischen Dream-Pop-Band, die es nicht mag, wenn man ihren Sound als Chillwave bezeichnet.

BEST BLUES ist ein Konzeptalbum über den Verlust geworden. Das Cover zeigt eins der Bilder, das Kolenik fast verloren hätte: eine Frau, die in der Abenddämmerung über eine Sanddüne spaziert. Auch sie wirkt etwas verloren. Die warmen, verwaschenen Farben übertragen sehr gut die Stimmung der Platte: beruhigender Kuscheldeckenpop aus dem Synthesizer, hier und da mit Akustik­gitarre und Trompete garniert. Ab und an, wie zur Leadsingle „Boys Life“ und zu „Back At Belle’s“, darf man tanzen, dann wird sich aber gleich wieder ausgeruht.

Abwechslungs- und ideenreicher als die aktuelle Tame Impala, prinzipiell aber Musik, die nicht die volle Aufmerksamkeit erfordert und unterstützend bei der Bewältigung anderer Tätigkeiten, gerne auch nervenstrapazierender, wirken kann: bei Differenzialrechnungen etwa, bei der Steuererklärung, bei Telefonaten mit missgünstigen Verwandten, bei Fahrten zum Tierarzt, bei Schlaflosigkeit. Und für so was muss ja auch Platz sein in dieser Welt. Ein Album wie ein Trostpflaster: Es ist nicht alles verloren.