Snake River Conspiracy – Sonic Jihad :: Industrial Pop

Konstruierter, aber dennoch gefälliger Sampledelic-Pop aus Kalifornien.

Der Vertrag mit der Industrie durfte für Jason Slater kein großes Thema gewesen sein. Das Gründungsmitglied von Third Eye Blind hatte nicht nur eine konkrete Idee, wie Snake River Conspiracy klingen sollte. Er hatte auch schon eine Marktnische angemietet: „Hätten wir einen Mann als Sänger gehabt, wären wir nur ein Nine Inch Nails-Klon gewesen. Ich wollte, dass eine Frau allem voran steht.“ Die brünette Schönheit TobeyTorres durfte Snake River Conspiracy schließlich Gesicht und Stimme geben. Es scheint, als wäre da ein großer, vermeintlich alternativer Schlag ins Wasser von langer Hand geplant worden. Doch: SONIC JIHAD kann man hören. Ein Produzentenquartett aus David Kahne (Sugar Ray, Sublime), Eric Valentine (Smash Mouth), Charlie Clouser (NIN, White Zombie) und Slater ließ dem Debüt genau den größenwahnsinnigen Breitwandsound angedeihen, nach dem es verlangt. Mit leicht verstörenden Coverversionen von „Lovesong“ (The Cure) und „How Soon Is Now“ (The Smiths) legen SRC Wurzeln bloß, die sofort wieder unter Schichten aus Prodigy-Trommelfeuer, Flangerschleifen und Fake-Orchesterstrudel begraben werden. Keine Trittbrettfahrten in die Charts, sondern tatsächlicher Wille zur eigenen Interpretation. „Casualty“ kommt so pompös wie verträumt großen Garbage-Balladen nahe;“Act Your Age“ lässt unter künstlich aufgewühlter, funkelnder Oberfläche feine ironische Brüche ahnen; nicht nur die Refrains von „More Than Love“ und der ungemein sexy Single „You & Your Friend“ strahlen hell; und mit „Oh Well“ und „Vulcan“ (NME/Single Of The Week) bekommt auch der industrialisierte Konsument sein Gitarrenbrett vor die Ohren.

Den größten Spaß bereitet allerdings das komplett überdrehte „Somebody Hates You“-ein maschinengesteuertes Hardcoremassaker, das es sich beim Tanztee gemütlich macht, um später dem jazzverliebten Bontempi-Orglerdie Flötentöne beizubringen. Oder so ähnlich. Das alles geht freilich auch innovativer, inspirierter, idealistischer – aber macht es dann auch noch so Spaß?

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