Sofa Surfers – Transit

Ja, Österreich, Wien sogar. Entspannung und Aktionismus auf konservativem Boden. Ohne die in diesen Zeiten kaum noch relevante Frage nach der geographischen Herkunft der Produktion überzustrapazieren zu wollen, hat es doch einen komische Note, daß der Geschmack der Saison gerade aus den großen europäischen Museen Wien und Paris entstammt. Flair ist wieder gefragt. Wobei die Sofa Surfers der speziell auf Wien zugeschnittenen Erwartungshaltung schon durch ihren Namen Vortrieb leisten. Hier könnte eventuell getanzt werden, aber das wohlige Bad in Tönen funktioniert auch bestens im Sitzen, mit einem Kaffee womöglich. Das genauere Hören offenbart dann allerdings einen ungeahnt reichen Schatz an Sound und Struktur. Die vierköpfigen Surfers sind nämlich weitaus mehr als ein Projekt im Fahrtwasser der (befreundeten) Wiener Botschafter Kruder & Dorfmeister. Ähnlich der Londoner On-U-Posse funktionieren die Sofa Surfers als Band mit Mischpult, als semi-akustisches Prinzip mit vielerlei Variation im Mix. Daß dabei in erster Linie Dub entsteht, liegt in der Natur dieser Technik. Und die Sofa Surfers lieben den Bass. Darüber ist so ziemlich alles möglich, die gesamte Welt der Rhythmen, von Kingston über Lateinamerika bis zu den Londoner Drum ’n‘ Bass-Kellern. Aber auch für sparsam gezupfte Atmosphäre und andere freie Ausflüge ist Platz. Es ist eine wahrhaft eklektische und zu jeder Sekunde spannende Reise. Daß sie in ihrer Gesamtheit funktioniert, kündet von viel Arbeit und einem ausgeprägten Sinn für Dramatik. Und von viel Kaffee. Oder nehmen diese Österreicher auch andere Drogen?