Soft Machine – Third; Soft Machine – Fourth; Soft Machine – Fifth; Soft Machine – Six; Soft Machine – Seven;

Keiner der zahllosen Kompilationen, die den Werdegang Soft Machines reflektieren sollen, gelang es die verwirrende Entwicklung des nach einem Roman von Kultautor William S. Burroughs benannten Ensembles einigermaßen geradlinig nachzuzeichnen. Der Grund ist ebenso simpel wie plausibel: Das zwischen 1968 und 1973 entstandene Hauptwerkdes in der britischen Bischofsstadt Canterbury gegründeten Prog-Rock-Workshops, sieben in ihren Titeln durchnummerierte Longplayer, versteht sich abgeschlossene Konzeptreihe. Sowohl innerhalb eines Albums wie auch als Gesamtkunstwerk. Eingespielt in wechselnden Besetzungen zwischen 1970 und 1973, geben fünf der instrumentalen Klassiker in digital optimierter Neuauflage einen geradezu atemberaubenden Höreindruck wider. Soft Machine klangen jazziger als King Crimson, experimenteller als If, dafür aber weniger verspielt und nicht im entferntesten so kitschig wie Emerson. Lake & Palmer. Schlagzeuger Robert Wyatt, Keyboarder Mike Ratledge, Bassist Hugh Hopper sowie der noch als Gast mitwirkende Elton Dean näherten sich auf Third, 4 Sterne, dem Freejazz von Ornette Coleman und John Coltrane an. Auf vier Plattenseiten verteilten sich einst im Vinyl-Original die vier jeweils rund 20-minütigen Improvisationen „Facelift“, „Slightly All The Time“, „Moon In June“ und „Out-Bloody-Rageous“. Auf einer zweiten CD ergänzt als Bonus ein „Promenade Concert At The Royal Albert Hall“ vom August 1970 für BBC Radio Three das ursprüngliche Tracklisting. Im Vergleich dazu wirken die sieben Songs von Fourth, 4,5 Sterne, mit ihrer durchschnittlichen Spieldauervon „nur“ fünf Minuten geradezu wie Mainstream-Pop. Doch „Kings And Queens“, das an Klaus Doldingers Motherhood erinnernde vierteilige „Virtually“ und erst recht der vertrackt-schräge Opener „Teeth“ klingen in den auf Formatradio konditionierten Ohren von heute doch reichlich gewöhnungsbedürftig. Noch kurioser variierten die Songlärfgen auf dem meditativen Fifth, 5 Sterne: „LBO“ dauert kurze 114 Sekunden,“As If“ knapp über acht Minuten. Sämtliche sieben Soundscapes zehren von der mit Geräusch-Loops versehenen Ästhetik des Minimal Ambient, die Philip Glass, Steve Reich und auch Brian Eno prominent werden ließ. Robert Wyatts Ausstieg – er gründete die Band Matching Mole und saß wenig später nach einem tragischen Unfall querschnittgelähmt im Rollstuhl-wurde durch die Rekrutierung der Schlagzeuger Phil Howard und John Marshall kompensiert. Für den knapp 80 Minuten langen Konzert/Studio-Hybriden Six, 4,5 Sterne, wurde das Line-up verändert: Karl Jenkins übenahm die Rolle von Elton Dean. Die Losung hieß nun Fusion. Weather Report, John McLaughlins Mahavishnu Orchestra sowie Keith Jarrett hinterließen auf Songs wie „The Soft Weed Factor“, „Gesolreut“ und „Chloe And The Pirates“ ihre Duftmarken. Das nur mit Schlagzeug entstandene „5 From 13“ widmet sich dem Gedenken an die gerade verstorbene Jazzlegende Phil Seaman. Soft Machines vielleicht zugänglichstes Album aus jener Periode, war zugleich auch das letzte für den damaligen Vertragspartner CBS. Von der Urmannschaft war nur noch Mike Ratledge übrig. Hugh Hopper hatte für Roy Babbington Platz gemacht. Fast schon unanständig harmonisch klingen die zwölf Tracks von Seven, 5 Sterne. Schließlich befand sich der Progressive Rock im Jahr 1973 bereits auf dem absteigendem Ast. Ein Kreis hatte sich geschlossen.

www.calyx.club.fr/softmachine