Son Volt – Wide Swing Tremolo
Ein Blick auf das Songlisting weckt leise Zweifel: „Harp Concerto“? „Interlude“? Son Volt goes art? Gemach, ihr Americans-Afficionados: Jay Farrar und Co. frönen auch auf Album Nummer drei rustikalem Roots-Rock, der stets ein bißchen klingt, als spiele eine etwas weniger vergeistigte Inkarnation von R.E.M. das epochale EXILE ON MAIN STREET-Album der Stones nach. Mitunter hat man den Eindruck, Farrar ginge bewußt auf Distanz zu Ex-Uncle-Tupelo-Bandmate Jeff Tweedy. Wo jener sich mit Wilco quer durch die Stile wühlt, ohne die Wurzeln aus den Augen zu verlieren, tastet, forscht, sucht und manchmal Erratisches, meist Faszinierendes zutage fördert, gibt sich der Son-Volt-Boß bodenständiger: Ihm geht es einzig und allein um den Song, und der tönt auf WILD SWING TREMOLO krachend („Straightface“), psychedelisch („Dead Man’s Clothes“) oder fragil-folkig („Carry You Down“) wie nie zuvor. Dazu kommen die erwähnten kurzen Instrumental-Intermezzi und wundervoll countryeske Schleicher („The Stands“, „Streets That Time Walks“), sanft dahinfließende Uptempo-Stücke („Mediane Hat“, „Flow“), die sogar die Autobahnumfahrung München-Ost zum Missouri-Highway mutieren lassen. So stringent, so bündig wie die beiden Vorgängeralben mag Son Volts dritter Streich nicht sein. Ein Treffer aber ist’s allemal.
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