SONSTIGES Lothar Meid Global 0063.209

Die dritte Solo-LP von Lothar Meid aus München ist schwer einzuordnen. Nicht Deutschrocker, nicht Liedermacher, nicht Dialektsänger, nicht Traditionalist oder Avantgardist – Lothar Meid pendelt zwischen allem und eben „Sonstigem“. Er selbst spricht von dieser LP als“Identitätskiisen-Platte“ und „Kulturschock-LP“ und charakterisiert seine Songs als „textliche Filmgeschichten“. Wer Lothar Meid kennt, weiß, daß er nicht mit modischem Vokabular hausieren geht, sondern die Wahrheit spricht. Er hat in letzter Zeit sehr zurückgezogen gelebt, dafür aber offensichtlich umso tiefer beobachtet, registriert, analysiert. Das Ergebnis sind New Wave-, Reggae-und Elektronik-Adaptionendie er mit seinem ursprünglichen Rock’n’Roll mal übermütig, zärtlich, depressiv oder kritisch verbindet; Gereimtes neben Ungereimtes stellt sich über klare Linien und Ordnung hinwegsetzt. Da gibt es eine ganze Reihe von Liebesliedern, die sich derart stark zu den’eigenen und meist verwirrten Gefühlen, bekennen, daß man in einer Zeit wie der unsrigen schon fast von Mut sprechen muß. „Wie im Film“ und „Liebe“ von Lothar selbst stehen da neben „Wichtig“ und „Abends“, zu denen der Münchner Jungdichter Richard L. Wagner recht bemerkenswerte Texte geschrieben hat. Überhaupt findet man wenig Text-Klischees in den Songs. Daneben hat Lothar seine alte Leidenschaft für Rock’n’Roll made in Germany sehr witzig eingebracht. „Wenn“, „Rock’n’Roller“ und „Bi-Bi Bom-Bom“ aus dem Klaus Lemke-Film „Idole“, in dem Lothar die Hauptrolle gespielt hat, sind seinen Fans wahrscheinlich familiärer als Stücke wie „The Show MustGoOn“ und „Wann“. Da wagt sich der solide Handwerker nämlich in experimentelle Gefilde, übt Sozial- und Umweltskritik mit visionären Klangbildern, abstrakter Auflösung. Die Arrangements bleiben dabei durchwegs sanft, ausgewogen, sorgfältig, präzise, ohne Löcher und ohne Verstopfungen. Ich mag diese Platte, höre sie stets mit Vergnügen und wäre froh, wenn andere das auch täten. 4 is