Soviel Zeit

Die Idee ist hübsch und verspricht einiges: Vier Männer Mitte 40, die gemeinsam Abitur gemacht haben und nun verstrickt sind ins bürgerliche Alltagselend von Familienabbruch, Hausbau, Krebs und Kinderstress, gründen mit einem etwas jüngeren Mitglied der monatlichen Kartenspiel- und Schnapsrunde (hinter dem wirden Autor vermuten dürfen) eine Band, um dem herandräuenden Tod den alten Glauben an die Unsterblichkeit des Moments entgegenzusetzen und endlich mal richtig (und selbstverständlich klassisch hart, deshalb auch die Purple-mäßige Quintettbesetzung) zu rocken (auf dem 25-Jahre-Abitur-Fest). Es gibt ein paar Probleme – einer der Beteiligten ist seit damals mehr oder weniger verschwunden (aufgrund einer mysteriösen Katastrophe, die sich am Ende aufklärt), und kaum geht die Sache richtig los, bröckelt es gewaltig im Beziehungsunterbau, und aus der Band wird by the way auch eine WG -, aber im Grunde läuft alles so, wie es soll, und am Ende ist alles anders und doch besser. Indes verschenkt das Buch seinen schönen Ansatz generös, was vor allem zwei Gründe hat: Zum einen scheint Frank Goosen (bzw. seinen Erzähler) die Geschichte nicht arg zu interessieren; er schreibt sie einfach runter, überspringt (möglicherweise) spannende Passagen (die mehr literarischen Aufwand erfordert hätten) und ergeht sich dafür lieber in redundanten Doppelkopfrunden, Dialogwüsten und müden Kalauern. Und zweitens kann er das Schreiben leider nicht sonderlich gut, sondern eher mäßig als mittel. Dass ein Autor einen Lehrer darüber nachdenken lässt, ob er (der Lehrer) den falschen Konjunktiv einer Schülerin korrigieren soll, während er (der Autor) so ziemlich jeden Konjunktiv im ganzen Buch falsch macht, hat immerhin eine feine Ironie, aber das reicht nicht für einen ganzen „Roman“, den man weitgehend unbeteiligt wegliest und schnell wieder vergisst. Schade.

www.frankgoosen.de