Speedwagon – Good Trouble Reo

Über zehn Jahre war‘ s eine einzige, unermüdliche Plackerei: REO Speedwagon, 1968 von Pianist Neil Daughty und Schlagzeuger Alan Gratzer gegründet, grasten wie keine andere amerikanische Rockband die unermeßliche Weite der heimatlichen Club- und Bar-Landschaft ab, doch der Massenerfolg blieb aus.

Dann endlich 1981, kurz vor Toresschluß, konnten REO den großen Coup landen. Ihr elftes Album HI-INFIDELITY plazierte sich auf Rang 1 der US-Charts. Über 6 Millionen Scheiben wurden bis heute verscherbelt und machten die LP zum zweitgrößten CBS-Verkaufsschlager aller Zeiten (nur von Bostons Debüt überflügelt). Vier Hit-Singles brachten nochmals über drei Millionen verkaufter REO-Klange. Die ehemaligen Bar-Mucker tanzen heute in der Oberliga des Rock-Business.

Ich vergönne es ihnen keineswegs. Ihre Super-LP HI-INFIDELITY brachte immerhin einen neuen Rock-Sound, zwar , Made in USA „aber mit einem melodiösen Schwung und Elan, der etlichen Retorten-Produkten vorzuziehen ist. Das „Time“-Magazin ließ es sich zwar nicht nehmen, den neuen REO-Sound als „Madison Avenue-Rock“ abzukanzeln, doch die Gitarren-Riffs und -Soli, die eingängigen Melodien und der rasante Rhythmus stimmten.

Nicht verwunderlich also, daß man für die neue LP GOOD TROUBLE an einem ähnlichen melodischem Rock schmirgelte. „Keep The Fire Burnin'“, auch als Single ausgekoppelt, bringt sofort alle Zutaten à la REO in komprimierter Form: flotte Gitarren-Riffs mit kurzen, aufblitzenden Soli, ein rollendes Piano, einen treibenden Rhythmus, Uuuh-Shubidua im Hintergrund und Kevin Cronins glasklare, sonore Stimme. Dieses Süppchen wird bis zum Ende weitergekocht. Mal auf halber Flamme wie in „Sweet Time“ und „Back In My Heart Again“ oder mit vollem Zunder wie in „Girl With The Heart Of Gold“ und „Good Trouble“, dem einzigen Knaller dieser LP.

Fazit: Mit GOOD TROUBLE halten REO die Lunte vom letzten Jahr am Brennen. Doch ein Rock-Feuerwerk wie HI-INFIDELITY und insbesondere ihr Glanz-Album YOU CAN TUNE A PIANO, BUT YOU CANT TUNA FISH liefern die fünf Erfolgs-Burschen 1982 nicht ab. Leider wagen sie aus gesicherter Position heute zu wenig.