Split Enz – Waiata

TRUE COLOURS hieß das letztjährige Album der neuseeländischen Band Split Enz. Und das Auffälligste an dieser LP waren die Laser-Grafiken mit ihren sichtbaren Spektralfarben auf beiden Plattenseitenoberflächen. A & M/Amerika hatte, um den Plattenpiraten auf Dauer das Handwerk legen zu können, mit Laserstrahlen experimentiert, um damit das Firmenlogo in Vinyl „schießen“ und Schwarzpressungen damit als solche enttarnen zu können. Die Effekte, die sich bei diesen Spielereien mit ernstem Hintergrund erzielen ließen, genügten -nach Picture Discs und ähnlichen Gimmicks – einmal mehr für Sonderauflagen als besonderen Kaufanreiz für ein übersättigtes Publikum, zumal bei einem Act, der noch relativ unbekannt ist.

Diesmal ist es nur die Single, die in allen Farben schimmert. Und die Musiker müssen auf WAIATA allein mit ihrer Musik Farbe bekennen. Und die ist weit weniger spektakulär als die Verpackung der 80er Split-Enz-Songkollektion.

Eine „hervorragende Mischung aus Pop, Rock und New Wave“ – so wird WAIATA angepriesen. New Wave kann man getrost streichen. Und auch der Rock scheint im Arrangement nur an wenigen Stellen durch. Bleibt mit Pop der Begriff, der noch am ehesten umreißt, was Split Enz mit ihren 13 Kompositionen anbieten. Einige ihrer Songs kann man bei aller spiel- und aufnahmetechnischer Perfektion eine gewissen Frische nicht absprechen. JHard Act To Follow“, „I Don’t Wanna Dance“ oder „Wail“ (eine relativ interessante Instrumentalnummer) schließen nahtlos an die besseren Stücke von TRUE COLOURS an. Doch weit augen(ohren) scheinlicher haben die Komponistenbrüder Finn vor allem Ideen aufgegriffen, die auf TRUE COLOURS mit nur einem Lied (I Hope I Never“) vertreten waren. Der Hang zum Prätentiösen, Verkitschten, Pathetischen belegt die zweite Seite von WAIAIA. Vorwiegend schöne Melodien werden durch überflüssig breit angelegte Instrumentierung teilweise regelrecht zugekleistert. Den einstmals transparenten Rhythmus der Basis-Tracks kann man nur noch vage erahnen. „Walking Through The Ruins“ erinnert in einem Teil an die schlimmste Mellotron-Tradition englischer Hyper-Romantik-Formationen. Albert OF India“ zum LP-Ausklang ist mehr Filmmusik (à la Hollywood) denn poppiger Rock/rockiger Pop.

Bleibt noch zu erwähnen, daß auch bei Split Enz noch des öfteren die Fab Four aus Liverpool anklingen, wenn auch nicht so penetrant, offensichtlich und marketinggerecht ausgeschlachtet wie einst bei The Knack und deren Nachziehern. „One Step Ahead“ und vor allem „History Never Repeats“, letzteres in bester RUBBER SOUL/REVOLVER-Tradition, mögen als Anspieltips zur Überprüfung dieser These dienen.

Zum Konsum freigegeben.