Spock’s Beard – Day For A Night

Man könnte Spock’s Beard so einiges vorwerfen, aber sicherlich nicht, daß sich die fünf Herren aus dem sonnigen Kalifornien mit einer absolut anachronistischen Musikform beschäftigen. Obwohl, ein bißchen ist es vielleicht auch ihr Verschulden, daß der globale Retro-Boom bisher einen großen Bogen um Progressive Rock und besonders dessen opulent-schwülstige 8oer Jahre-Variante gemacht hat. DAY FOR A NIGHT feiert denn auch in gnadenloser Virtuosität jene Epoche, in der Gitarristen noch Leggings und Schlagzeuger Frottee-Stirnbänder trugen. Dabei hat man im Hause Spock’s Beard das Handwerk durchaus zur Meisterschaft gebracht – und feiert diese Tatsache auch mit beinahe sportivem Eifer. Kein Taktwechsel, der nicht mit angestrengter Leichtigkeit bewältigt wird, kaum ein Break, das nicht zur minutenlangen, fingerfertig-synkopierten Party ausgebaut wird. Irgendwann sollte allerdings mal ein Gedanke daran verschwendet werden, warum beispielsweise das siebeneinhalbminütige „The Gypsy“ gerade dann am schönsten ist, wenn es in seinem legeren Boogie-Rhythmus einmal ganz in Ruhe gelassen vor sich hingrooven darf. Bis dahin gilt eine – zugegeben – leicht modifizierte Weisheit des guten alten Benny Goodman-. „It don’t mean a thing, if it ain’t got soul“. Und Seele, meine Herren Übermusiker, hat DAY FOR NIGHT ungefähr so viel wie das Ultraschall-Fingerlicking vom Gitarrenhändler um die Ecke. Letzterer würde Spock’s Beard sicherlich 5 geben, bei Kostverächtern wie mir reicht es allerdings nur für magere 2. Aber vielleicht liegt das auch daran, daß Spock’s Beard nicht mit normalen Maßstäben zu messen sind, wie zumindest das Presseinfo meint.