Station 17

Hitparade

Pop-Avantgarde: Remixen ist dieser "Crazy Shit" wieder ganz weit vorn.

Selbst Allesanzweifler muss das Projekt Hamburger Musiker, die mit den von ihnen betreuten geistig Behinderten gemeinsam musizieren, überzeugen. Station 17 bedient keinen Voyeurismus, lehnt jeden Exotenbonus ab. Dafür entwickelte sich das Tun der Gruppe vom anfangs losgelösten „Kraut ’n‘ Free“ bis hin zu strukturierter Elektronika zu konsequent und selbstbewusst, und das mit manches Mal Stil prägenden Ergebnissen. Während sich das Projekt nach 13 Jahren ein weiteres Mal verjüngt und neu besinnt, erscheint mit Hitparade eine Zwischenbilanz, die zeigt, wie ein erlesenes Remix-Album klingen kann. Freunde und Wegbegleiter wie FM Einheit, Thomas Fehlmann, DJ Koze, Cosmic DJ und Automatique überzeugen ebenso mit inspirierten Bearbeitungen wie Pole, Barbara Morgenstern, Steve Bug, Kreidler, To Rococo Rot, Dorau und Köhnke, die auf hohem Niveau liefern, was man von ihnen erwarten darf. Einiges dient dabei unter anderem dem ältesten aller Remix-Zwecke-, der Tanzbarmachung. Denn „wer tanzt, humpelt nicht“. The Modernist alias Jörg Burger lässt seine behinderte Nichte Marley Thelen sehr charmant von der „Arbeit“ erzählen. Jörg und Marley legen damit wie Station 17 selbst ein ums andere Mal Zeugnis ab von der Selbstverständlichkeit: Wie selbstverständlich erneuert sich diese Pop-Avantgarde, weil sie die Notwendigkeit dazu längst verinnerlicht hat. Und selbstverständlich tun dies hier die „Irren“ und die „Normalen“ gemeinsam.

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