Stiff Little Fingers – Guitar And Drum

Alte Wilde, auf die man gerade noch gewartet hat. Oder eben auch nicht. Wer INFLAMMABLE MATERIAL, das erste Album der Stiff Little Fingers auf dem Label des Plattenladenbesitzers Geoff Travis iRough Trade, 19791. sein Eigen nennt und noch nicht in seinem Banksafe vor jungen Spiritisten sichergestellt hat, wird das lange, langsame Comeback der Nordiren mit so etwas wie Angstfreude verfolgen. Seit 1991 gibt es die Fingers wieder, am Bass mit Bruce Foxton Iviel früher bei The Jam). angeführt und angefeuert von Jake Burns. Das Rabaukenhafte, das auf den weltweiten Warmhalteplatten des Punkrock groteske Züge annimmt, wird bei Stiff Little Fingers erfreulicherweise nicht virulent, guitar ano drum ist voll von schillernden, schimmernden Verbindungslinien zum Goldenen Zeitalter des Fuck off and play. Rauschgoldengelrock’n’roll! Sentimentalitätssammler, still burning. Ein Coming-Of-Age-Album mit Songs, die kein Mensch bei klarem Verstand singen möchte. War Punk jemals etwas anderes? Männer, die davon erzählen, dass sie immer noch nicht aufgegeben haben, die Dinge ändern zu wollen, die geändert werden müssen, weil in ihnen ein ewig Feuerlein brennt. So paranoid kann Melancholie sein. Wir grüßen alte Helden, die alte Helden grüßen: „Strummerville“ mit „Clash Clash Clash City Rockers‘-Fadeout. Wir werfen ihnen auch nicht die Zeilen um die Ohren, die man ihnen damals schon gerne vom Lyric-Sheet gestrichen hätte: „I believe in the power of guitar and drum/ I believe in the hope held in a song“. Sollen sie glauben. Zynisch sind nur die Haltlosen.