Sublime – Second-Hand Smoke
Ob Bert Brecht oder Biggie Smalls mehr noch als die lebenden liebt das Volk die toten Helden. Sie fordern keine Auseinandersetzung mehr und lassen sich innerhalb vorgefertigter Weltbilder an die geeignete Stelle plazieren. Vor allem, wenn sie – wie Brad Nowell – erst nach ihrem Ableben in der Öffentlichkeit ein Thema sind. Als der Songwriter, Sängerund Gitarrist des Trios Sublime am Morgen des 25. Mai 1996 an einer Überdosis Heroin starb, hatte er nur einen dünnen Hauch des Ruhmes gekostet, den seine beiden Band-Kollegen noch ernten sollten. Kaum war Brad unter der Erde, entwickelten sich Sublime in den Staaten zum Ding des Jahres und verkauften von ihrer dritten LP vier Millionen Stück. Um die Folgen zu erahnen, braucht man keinen Grundkurs in Marketing: Übriggebliebene Aufnahmen wurde zu SECOND-HAND SMOKE kompiliert. Stellt sich die bange Frage: War das nötig? Klare Antwort: Nein, war es definitiv nicht. Die – neben den noch flacheren No Doubt- größten Nutznießer des gegenwärtigen Ska-Booms in den Vereinigten Staaten trällern hier sacht angepunkte Indie-Schlager im Rocksteady-Rhythmus und breiten dabei die Arme ganz weit aus, um neben Reggae auch noch HipHop und Erz-Pop (Gershwin!) zu umarmen. SECOND HAND SMOKE klingt wie das zu recht vergessene Debüt einer längst aufgelösten Provinz-Band, die im US-Underground des Jahres 1988 ihre Lücke und ihr Glück nicht gefunden hat.
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