Such A Surge – Rotlicht

Erinnert sich vielleicht noch jemand an die Freaky Fukin Weirdoz, an Mr. Ed Jumps [ The Gun oder an Blackeyed Blonde? Mitte der neunziger Jahre erklangen in hiesigen Zappelbuden zahllose Hüpfhymnen aus deutscher Produktion. Doch die Zeiten der heimatlichen Crossover-Herrlichkeit sind inzwischen lange vorbei, übrig geblieben sind lediglich zwei Kapellen-, zum einen die Münsteraner H-BlockX, die mittlerweile mit peinlichen Cover-Versionen („Ring Of Fire“, „The Power“) verzweifelt versuchen, frühere Verkaufszahlen herbeizuzwingen, und Such A Surge aus Braunschweig. Letzteren muss man das Kompliment machen, dass Eigenständigkeit für sie stets einen hohen Wert darstellte. Auch auf ihrem fünften Studioalbum präsentieren sie etwas Neues: Dunkel kriechende Gitarren, akzentuiertes Schlagzeug, ein sparsam melodiöser Bass und raunende Gesänge addieren sich auf ROTLICHT zu einem echten Sound-Abenteuer. Als hatten sich Pink Floyd zur Zeit von UMMAGUMMA (1969) mit Run-DMC und dem jungen Udo Lindenberg zusammengetan, um ein melancholisches Hippie-Album aufzunehmen. Sangen Mikromeister Olli Schneider und Michel Begeame früher engtisch, französisch und deutsch, setzen sie heute ausschließlich auf ihre Muttersprache. Mit einem erfrischend naiven Blick gelingen den orakelnden Zeitkritikern dabei einige treffende Beobachtungen. In“.Nie Genug“ beispielsweise bringen die kassandrahaften Vokalisten das Vorgehen der multinationalen Konzerne und der einzig verbliebenen Supermacht auf den Punkt: „Wirkriegen nie genug / wir müssen über Leichen gehen‘. Und wieder einmal erweisen sich Such A Surge als Vorkämpfer – eine Tatsache, die man einfach anerkennen muss.