Super Fury Animals :: Berlin, Knaack

Die Super Furry Animals sind die beste Live-Band der Welt. So. Jetzt ist es raus. Seit Jahren trag ich’s mit mir rum, seit dem Konzert 1998 im Aluminium in München, wo dann kein Platz für eine Rezension mehr im Heft war und ich mich ärgerte: Verdammt, die werden jetzt ganz groß und ich werde mir nie auf die Schulter hauen und behaupten können, ich hätte es zuerst gesagt (äh, darum geht’s doch beim Musikjournalismus, oder?). Was ist seither passiert? Drei tolle („Guerilla“, „Mwng“) bis glorreiche („Rings Around The World“) Alben haben die Furries gemacht, und einen Teufel sind sie ganz groß geworden, schon gar nicht in Deutschland mit seiner „Bis Travis und nicht weiter“-Britenschranke. Die versponnenste, verwegenste, einfallsreichste, abenteuerlustigste Band Britanniens spielt hier nach wie vor in Clüblein wie dem Knaack. Eine Schande. Aber allemal gemütlich – und die richtig guten Sachen machen eh noch viel mehr Spaß, wenn man sie im kleinen Kreis hat. SFA sind – bei allem Respekt für schraddelnde Indiebands- keine schraddelnde Indieband. Hier strebt jemand mit sympathischem, unverbissenem Kiffer-Idealismus die perfekte Fusion von Sound und Vison an und scheut dabei keinen Aufwand.

Der vielschichtige, detailverliebte Bacharach/Rock/Techno/Indie/Country/etc.etc.-Pop von SFA federt atemberaubend voll und transparent aus einer Surround-Anlage, ein präzise aus Schicht über Schicht geleimtes Soundbrett. Zu der in alle Richtungen Blüten treibenden Musik laufen auf zwei Leinwänden detailreiche Filme. Da düsen Zeichentrick-Flieger durch „Yellow Submarine“-Landschaften, kicken Kung-Fu-Kämpferinnen im Beat des halsbrecherischen Relais-Amoklauf, in den das schwelgerische, bitterhumorige „No Sympathy“ mündet. Für das verspacete Metal-Finale von“Receptable For The Respectable“ werden mattenschüttelnde Headbanger rhythmusgenau aneinander geschnitten. Im Takt des Träne-im-Knopfloch-Brian-Wilson-Pop von „It’s Not The End Of The World“ fegen Atomexplosionen über die Leinwand-ein platter Effekt, wenn man das so liest, in Wahrheit jedoch halszuschnürend – auch das können die Furries. Gelacht, geweint (fast; bei „Run Christian Run!“, echt jetzt), geschwebt, gerockt, traurig gewesen, als Schluss war. Wer nicht da war, ist halt selber schuld. Aber hey: Wenn die irgendwann ihre Stromrechnungen nicht mehr zahlen können und die Band auflösen, dann mach‘ ich euch alle haftbar.

www.ringsaroundtheworld.co.uk