Tara Nome Doyle
EKKO
PIAS/Fatcat/Rough Trade (VÖ: 11.4.)
Kammermusik, die von Mythen erzählt und nur vom Klavieranschlag auf Erden gehalten wird.
Ganz ohne konzeptuellen Rahmen geht es bei Tara Nome Doyle nicht: Nach ihrem Debüt ALCHEMY von 2020, das sich um Naturphilosophie drehte und dem zwei Jahre später erschienenen VAERMIN, auf dem es um dem Vorurteil nach eklige Tiere und Insekten ging, beschäftigt sich die Berliner Musikerin nun mit antiker Mythologie. Auf EKKO gönnt sich Doyle allerdings größere künstlerische Freiheit, webt eher lose Geschichtsfäden um die gestrafte Ekko, die dazu verdammt war, anderer Leute Geschwätz zu wiederholen.
Im Zentrum des Albums stehen Themen wie Schönheit, persönliche Entfaltung und – siehe Ekko/Echo – die Crux oder auch Notwendigkeit, eigene oder fremde Ideen zu repetieren. Aber das klingt bis hier viel zu theoretisch und gelehrt: Die Musik von Tara Nome Doyle nimmt auch ohne klassisches oder naturkundliches Wissen sanft gefangen.
Doyle und ihre (handverlesenen und wenigen) Mitmusiker spielen Celli und Melotron, Geige und Klavier, hin und wieder kommen analoge Synthesizer und Flöten zum Einsatz, erzeugen betörende Kammermusik, die sich wie in „I Used To Fly“, „Heaven In Disguise“ oder „Lighthouse“ ins Hymnische öffnet. Doyles irischer Akzent sorgt für die nötige Erdung, so dass das Album nie ins allzu Ätherische entschwebt – jedenfalls fast nie: Der auf deutsch gehauchte Schlusstrack „Hinter den Wolken“ wirkt so luzid, als ob er nur vom Klavieranschlag auf Erden gehalten würde. Musik wie Balsam für gemarterte Seelen, also für uns alle.
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