Techno Animal – Radio Hades
Und noch ein Mensch ohne Schlaf. Wie Bill Laswell, John Zorn und eine Handvoll anderer Workaholics ist auch Kevin Martin ein Mann der 1000 Projekte. Unter den Namen Sidewinder, Ice, God und The Bug veröffentlicht er eine Platte nach der anderen, stellt für Virgin anspruchsvolle Dub- und Jazz-Compilations zusammen,führt ein eigenes Label und arbeitet zwischendurch auch gerne mal als Journalist. Techno Animal, die mittlerweile wohl bekannteste seiner Inkarnationen, besteht aus ihm und dem durch Godflesh bekannten Gitarrenmalträtierer Justin Broadrick. Gemeinsam veröffentlichte man dieses Jahr bereits eine 5oundclash-CD, auf der alle Stücke im Anschluß an das Original noch einmal von Freunden und Verwandten neu gemischt wurden unter anderem auch von Alec Empire. Dieser Tonträger nun, eine Sammlung auf dem Frankfurter Mille Plateaux-Sub- (und Panacea Haus-) Label Position Chrome erschienenen Materials, ist der reine Stoff und Empire bzw Atari Teenage Riot ein gutes Beispiel, um die Musik zu erklären. Denn dies ist die bärtige, verkiffte Version von ATR. Beiden geht es um Konfrontation, Noise und Attacke, doch wo Empire Punk und Parole einsetzt, arbeiten Techno Animal mit Sound und Ästhetik, wo Empire das Tempo anzieht, treten Techno Animal auf die Bremse. Und sie spielen Instrumente. Wie wichtig oder unwichtig das auch heutzutage sein mag: Es ist in den Stücken deutlich festzumachen, daß die Musik von Martin und Broadrick ein menschliches Maß besitzt, Schlagzeug und Bass, Saxophon und Gitarre den Wall Of Sound sind gut am Boden festgezurrt. Von dort aus bahnt sich dasTechnotier seinen langsamen, alles vernichtenden Weg, der meistens ins Erdinnere führt.Tiefste Frequenzen, unzählige Schichten, Hall und Verzerrung, rückwärtsgespielte Platten, runtergepitchte Stimmen, mysteriöses Gebrodel. Musik wie Bleiplatten auf den Schultern, Musik wie ein schlechter Trip.
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