Ten Fé

Hit The Light

Some Kinda Love/PIAS/RTD

Hurts oder The War On Drugs? Die Elektro-Popper sollten sich entscheiden. Sonst tun wir es.

Kurz am Rande: Dass das Londoner Duo Ten Fé sein Album ganz selbstverständlich in Berlin aufnimmt, dokumentiert den Stellenwert der Stadt in der europäischen Indie-Szene. Eine wichtige Rolle spielen dabei die günstigen Preise für Studios und Apartments in Berlin, aber das ist ja kein Makel. Ten Fé kamen nicht als Anfänger in die Stadt, diverse Singles haben dafür gesorgt, dass ihr Name (spanisch für „Vertraue!“) von Playlist zu Playlist zog. Streaming-Millionäre sind Ben Moorhouse und Leo Duncan bereits. Kaufen können sie sich für die Klicks täglich zwei Schrippen.

Das Album und ausgedehnte Touren sollen nun die Maschine auch ökonomisch ins Rollen bringen. Und das könnte klappen: Die Elektro-Indie-Songs von Ten Fé stehen auf der Mitte zwischen Schwermut und Trägheit, der Titel HIT THE LIGHT irritiert: Gemacht ist diese Musik für Menschen, die Sonntage gerne komplett unter der Bettdecke verbringen. Und davon gibt es nicht nur in Berlin eine Menge.

Interessant klingen Ten Fé immer dann, wenn sie ihren aufgeräumten Klangkokon verlassen und Lebendigkeiten zulassen, die unbeirrbare Americana-Gitarre bei „In The Air“ zum Beispiel oder die gegenläufigen Gesänge auf „Elodie“. In diesen Momenten sind The War On Drugs und ihre schwebende Indie-Interpretation des Mainstreamrock nicht weit. Klinische Neo-Soul-Stücke wie „Don’t Forget“ wecken dagegen unangenehme Erinnerungen an Neo-Yuppies wie Hurts. Die verdienen zwar ganz gut, machen aber Musik mit dem Charme einer Bandenwerbung.