The Albion Band – Happy Accident / Amazing Blondel – Restoration
Welche Art von Musik wäre besser geeignet, ausnahmsweise das Diktat der Aktualität außer Kraft zu setzen als jene, die sich aus uralten Traditionen speist? Wohlan denn, hier also die Alben zweier Bands, die einst für feinen britischen Folk(rock) standen. 1976 als Freizeitprojekt im Fairport Convention- und Steeleye Span-Umfeld gegründet bestach die Albion Band durch illustre Mitwirkende (Martin Carthy und Richard Thompson etwa) und fröhlichfiligranes Musizieren ohne stilistische Scheuklappen. Ur-Mitglied Ashley Hutchings scharte nun für HAPPY ACCIDENT eine Reihe junger Kollegen um sich und nahm knackigen Folkrock, fragile Balladen, schwingende Tanzstücke und melodramatische Moritaten auf. Kein bahnbrechendes, aber ein rundes 4-Werk. Etwas anders liegt der Fall bei Amazing Blondel: Das 1969 gegründete Trio musizierte in der Tradition mittelalterlicher Spielmannsleute auf Laute, Gitarre, Mandoline, Krumhorn und Flöte und krönte das Ganze mit mildem Minnesang. Ab 1973 nannte man sich schlicht „Blondel“ und segelte fortan in seichten Westcoast-Gewässern. Da hatte sich Hauptsonglieferant John D. Gladwin allerdings bereits verabschiedet. 25 Jahre später hat sich das „erstaunliche“ Dreigestirn wieder zusammengetan, und das Ergebnis klingt, als wäre ihre letzte Platte nicht 1972 erschienen, sondern erst gestern. Mag FANTASIA LINDUM ihr Meisterwerk bleiben: Für RESTORATION haben Amazing Blondel das Tor zu ihrem Avalon wieder geöffnet, wo Musik zart ist, romantisch, betulich bisweilen, befremdlich wie Echos einer fast vergessenen Welt, und wo 4 Sterne strahlen.
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