The B-52’s – Mesopotamia

Zählt man das PARTY MIX-Album dazu, dann ist dies die vierte B-52’s-LP.

PARTY MIX ist deshalb erwähnenswert, weil nach Anhören von MESOPOTAMIA klar wird, daß es nicht nur ein launiges Nebenprodukt für die Discotheken war, sondern eigentlich eine Fingerübung für die neue Tanzmusik von B-52’s. letzt, wo in Amerika alles in Richtung Funk und Salsa abläuft, verwundert es dann auch nicht, daß diese Gruppe, deren Interesse schon immer den Tanzverrücktheiten der Popmusik gehört hat, nun ganz konsequent den Trend der Zeit anstrebt.

Produziert hat dieses Mal David Byrne und das war, wie die LP zeigt, eine riskante Entscheidung. Denn wie schon bei den Talking Heads löst Byrne brutal die kurzen, spröden Stücke zu endlosen Rhythmus-Orgien auf, die allein durch geschickte aber nicht überzogene Perkussionseffekte etwas Warmes und Archaisches bekommen. Auf der Strecke bleibt bei B-52’s, was auch schon viele Talking Heads-Fans irritiert hat: der geniale Wahnsinn, die manierierte Rockpose, die Künstlichkeit. Stattdessen müssen nun die schneidenden Stimmen von Cindy Wilson und Kate Pierson (wirklich sehr gut!) den Rhythmus vorwärtstreiben, was sie z.B. auf der Marathon-Nummer „Loveland“ schrill und unbarmherzig tun. „Deep Sleep“ ist dagegen ganz und gar nicht alte B-52’s und dennoch eine Glanznummer. Der sanfte Chorgesang der Mädchen zu eindeutig Byrne-inspirierten Exotikrhythmen mit Flöten und Vogelstimmen, ergibt Mystik und Magie – etwas, was dem Album ansonsten leider abgeht. Der Titelsong „Mesopotamia“ z.B. ist nur guter Durchschnitt, ebenfalls ,Nip In The Bud‘, wo gerade die witzigen Textpassagen etwas sang- und klanglos untergehen. „Cake“ ist bestimmt kein Stück, das man nach der ersten Minute schon ins Herz schließt, zu gedehnt und verzögert kommt hier Dynamik ins Rollen. In der Disco mag das hypnotisch wirken, aber z.B. übers Radio dürfte es den Zuhörer ziemlich langweilen, bis es endlich losgeht. Die langsame Steigerung zum hysterischen Dschungel macht’s nicht unbedingt auch spannend. „Throw That Beat In The Garbage Can“ ist dafür wirklich gelungen, eine vollendete Mischung aus den puren B-52’s und dem Byrnschen Supersound-Konzept. Die Arrangements werden aufgebrochen, die Kommunikation mit dem Gesang ist aufregend, der Wechsel von Perkussion und Bläsern witzig und ironisch.

Für mich war B-52’s jedoch immer eine Gruppe, die ihr größtes Talent gerade in der Beschränkung auf den kurzen Popsong zeigte und deshalb halte ich diese LP für eine interessante, aber nicht durchwegs gelungene Produktion.