The Bad Plus

These Are The Vistas Columbia/Sony Music Bei diesem Jazz- Trio infernale werden Thelonious Monk, KurtCobain undAphex Twin zu Brüdern im Geiste.

The Bad Plus geht der Ruf voraus, das Lauteste Jazz-Klaviertrio aller Zeiten zu sein. Und tatsächlich: Pianist Ethan Iverson, Bassist Reid Anderson und Schlagzeuger David King Lassen auf ihrem erst zweiten Album These are the vistas die Muskeln ganz schön zucken! Nicht zuletzt dank ihres Produzenten Tschad Blake, der seit seiner Arbeit mit Sheryl Crow und Pearl Jam weiß, wie man Rock-Energie aus den Reglern holen kann. Rock-Jazz ist das aber natürlich nicht, was die drei Amerikaner da rausgehauen haben. Trotz Cover-Versionen von Nirvana l“Smells Like Teen Spirit“), Aphex Twin LFlim“] und Blondies“.Heart Of Glass“. Es ist diese Art von Jazz-Postmoderne, bei der zunächst alles über- und auseinander fällt, um dann zu einem Neuen zu gelangen. Dass dabei die Musiker erstklassige Kenner der Jazz-Materie sind, wird allein in hochkomplizierten Rhythmus-Fallen deutlich, die auch Thelonious Monk nicht gefährlicher hätte auslegen können. Was schon mal die Lust am Be- und Hardbop angibt, die The Bad Plus ausführlich und vor allem turbulent bestätigt. Das Handwerk bleibt aber nicht Selbstvergewisserung, sondern Initialzündung für eine oftmals an der obersten Lautstärke sich bewegende Dekonstruktion. Während Ethan Iverson am Klavier noch ein wenig Rückgrat bewahrt, lassen Anderson und King nahezu keine Gelegenheit aus, um regelrecht ausfallend zu werden. Mit High-Speed-Einlagen an allen Ecken und Enden. Dennoch besitzt these are the vistas einen unverbraucht direkten Groove und den Sinn für hymnische Geheimnisse, auf den selbst ein Esbjörn Svensson Trio stolz wäre. Nur einmal verliert The Bad Plus jedoch die Orientierung: in „Heart Of Glass“, das sich von einer rasanten Improvisationsabfahrt bei biederem Tanztee-Schwung erholen muss. Was dieser Jazz-Entdeckung des Jahres aber nichts anhaben kann.