The Black Keys – Attack & Release

Möglicherweise verspürt Danger Mouse seit seinem Bastard-Pop-Coup aus dem Jahr 2004 eine reflexartige Anziehungskraft bei den Farben Schwarz und Weiß. Wir erinnern uns: Aus dem blackalbum von Jay-Z und dem „White Album“ der Beatles baute er seinerzeit das in seiner epochalen Logik abgefeierte grey album. Jetzt hat er sich als Produzent das neue Album der Black Keys vorgeknöpft, die sonst ja einen Teufel tun, wenn es um die Veredelung ihrer trittfesten Blues-Rock-Tracks geht. Das Duo aus Akron, Ohio, nimmt seine Musik traditionell im Keller von Schlagzeuger Patrick Carney auf, links neben der Waschküche. Wie war das noch? Zeitgemäße Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Dieser charmanten Basemem-Ästhetik hätte man mit winkenden Dollarnoten genauso wenig bei kommen können, wie mit dem Versprechen auf ewigen Ruhm. Die Black Keys galten bisher als humorlose Überzeugungstäter, in der Klasse der Vintage-Rocker unerreicht, als integer, eben die Sorte Jungs mit dem Roots-Stomp. Da traf es sich gut, dass Danger Mouse die Black Keys um Songs für ein Album bat, das er mit Ike Turner plante. Als Turner im Dezember 2007 im Alter von 76 Jahren an einer Überdosis Kokain starb, hatten Dan Auerbach und Patrick Carney schon ein paar Songs geschrieben, die, wie sie bald merkten, Basismaterial für ihr eigenes Album werden sollten. Das wurde zwar in Ohio aufgezeichnet, ist aber kein weiteres Homerecording-Stück mehr. Also: Danger Mouse + Carney + Auerbach macht, nein, keine große Blues-Platte. Die Akzentverschiebung in Richtung Soul ist deutlich vernehmbar, Gitarrist Marc Ribot und Multiinstrumentalist Ralph Carney, zwei Veteranen des Tom-Waits-Sounds, waren ein paar Tage im Studio und haben dem Unternehmen Black Keys etwas Space verliehen. Das Jaulen Auerbachs, die herumirrenden Gitarren, die Geisterchöre und die breiten, breiten Keyboards finden zu etwas Übergeordnetem zusammen, das Beistand aus ganz anderen Regionen sucht: Mehrheitlich hört sich das nach Gospelmusik auf Qualitäts-Drogen an. Musik, die man ohne mit der Wimper zu zucken einem Publikum von acht bis 80 Jahren anbieten kann. Hier ist jetzt nicht der versteckte Gnarls-Barkley-Hit drauf. Aber so weit sind die Black Keys auch nicht mehr vom R’n’B-Radio entfernt. Und in ihrer neuen Rolle gehen sie richtig auf. VÖ: 28.3.

www.theblackkeys.com