The Divine Comedy :: Victory For The Comic Muse EMI

Junge: „Virginity is nothing. You can lose it riding a bicycle.“ -Mädchen: „I never knew that. I must be careful, I’m going to get a bicycle in London.“ Ein Auszug aus dem Dialog, mit dem VICTORY FOR THE COMIC MUSE, das siebte reguläre Album von The Divine Comedy eingeleitet wird. Im dazugehörigen Opener „To Die A Virgin“ ist Junge in erregter Vorfreude, hofft, daß Mädchen endlich einwilligt. Daß es endlich geschieht. Am Ende herrscht Unklarheit, ob beide „zueinander finden“. Der Song endet wortlos und abrupt auf dem dramatischen Streicher-Höhepunkt. Falls man daraus Rückschlüsse ziehen mag. Neil Hannon ist als britisch-fein gewitzter, genau betrachtender und musikalische Trends mißachtender Songschreiber-Wunderling unerreicht, soviel steht nach knapp vier Minuten aber schon wieder fest. Der allerdings nun die Mitgliedschaft im Gentleman’s Club zeitweise ruhen läßt und den gemütlichen Platz im Pop-Pantheon – in dem er sonst zusammen mit George Gershwin, Scott Walker und Butt Bacharach Huldigungen entgegennehmen darf bzw. sollte – verläßt und sich den Realitätendes Lebens stellt. Will heißen: Die Orchester-Arrangements sind nicht mehr ganz so überirdisch-überschwenglich wie auf dem Vorgängeralbum ABSENT FRlENDS,und auch dessen Wiedergutmach-Mut-Mach-Stimmung darf (gesellschafts-)kritischeren Zwischentönen weichen. Er spöttelt über die egomane, ständig nach PR und Blitzlicht heischende „Diva Lady“, porträtiert sorgfältig und anrührend die englische „Diva Of A Certain Age“ und sinniert in „The Plough“ über die Schwierigkeiten, gesellschaftliche Zwänge zu überwinden und seinen eigenen Weg zu gehen, die eigene Furche zu ziehen. Die Liebeslieder für Mutter, Frau und Familie hingegen kommen – je nach Sichtweise – mit zartem Extra-Schmelz bzw. pathetischem Schmalz daher. Hannon beendet diesen selbst für seine Verhältnisse extremen und wunderlichen Liederzyklus mit dem todtraurigen „Snowball In Negative“ , in dem er einen textlichen Bogen von der langsam sich im Nachthimmel verfliegenden Zigarettenasche zur Vergänglichkeit aller Dinge schlägt. Wahrhaftiger und schöner war Hannon selten. Und ergibt uns die Gewissheit: Er ist einer von uns.

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