The Fools – Sold Out

Erinnert Ihr Euch noch an farbige Platten? Und an Picture-Discs? Und an Punk? Oder an New Wave? Olle Kamellen von gestern, nicht? Allerdings, dieses Gestern liegt bloß vier bis anderthalb Jahre zurück und ist doch schon Schnee von damals. So schnell vergehen die Zeiten in der heutigen Popszene, gell!?

Eben daran krankt momentan einmal wieder die Szene, respektive die zugehörige Industrie: Man hat sich mit Gags dermaßen verausgabt, daß im Moment halt nix Neues ansteht. Und aus lauter Gag-Armut wird derzeit jede neue Band als ,New Wave‘ bezeichnet, selbst wenn sie die „West Side Story“ notengetreu mit Benny Goodman am Synthesizer bringen würde. Schwamm drüber, leid tut’s mir bloß um Bands wie The Fools, die mit SOLD OUT ein hübsches, sehr melodieträchtiges Album vorlegen und damit völlig anders klingen als das, was man von einer Gruppe aus Boston erwarten würde. Gesang, gar mehrstimmig, steht an, verziert mit netten Gitarrenläufen und -riffs, und ein Song wie „Sad Story“ würde vielleicht sogar von der Allgemeinheit beachtet, wenn’s nicht ein solches Überangebot an mittelmäßigen LPs gäbe, das alle Ansätze erstickt. Und dann eben ,New Wave‘, dieses inzwischen unselige Etikett, das auch

U.S. Scooter – Young Girls (EMI 064-86 115)

angehängt wird, obgleich hier ziemlich alles alt und herkömmlich klingt. Vier Jungs mit elf Songs, die aus California stammen und sich bestimmt rechtschaffene Mühe gegeben haben. Mit viel Glück wird irgendeiner ihrer passablen Songs via Radio so oft gespielt, daß er zum Hit wird und dadurch das Album verkaufen hilft. Aber wie sollten solche Burschen, die vielleicht noch eine Menge in petto haben, hochkommen, wenn eigentlich bloß das Erscheinungsdatum der kommenden Eagles- oder Stones-LP zählt. Trotzdem: The Fools sind besser als die Scooter, doch beide tönen interessanter als

Mental As Anything – Mental As Anything (Virgin 201 435)

mit ebenso verquasten Stilen wie der Name böswilligerweise vermuten läßt. Auch hier das ,New Wave‘-Syndrom: Blaugesichtig mimen die fünf Australier auf Flying Lizardsoder Gary Numan mal Fünf-Image, ohne daß auch nur ein Ton in den Rillen diese Erwartungshaltung bestätigen könnte. Denn da geht’s eher konservativ zu, in einer Mixtur aus (natürlich) richtig gespielten Instrumenten, manchmal gefälligen Melodien und hie und da Sprengsein, die Einflüsse vermuten lassen: Vieles zwischen A wie Abba und Z wie Zombies. Schön, aber völlig uninteressant, was auch für

The Rousers – A Treat Of New Beat (Torso 201 288)

gilt, wobei hier noch die Plattenfirma angeblich Elemente der Small Faces, Who, Kinks, Stones und Beatles heraushört, was allerdings auf meinem Exemplar der LP nicht zu finden ist. Die fünf Rousers stammen aus Amsterdam und spielen sehr kurze, meist schnelle Stücke der herkömmlichen Art: Rock’n’Roll in der zwölften und daher entsprechend verwässerten Art, wobei die Geschichte mit dem „Magazine Girl“ (Junge verliebt sich in abgebildetes Porno-Mädchen und kann – Perversität des Mediums – nicht an sie ran) noch zu den relativ (!) gelungenen zählt. Selbstverständlich beherrschen die Rousers ihre Instrumente.

3(Fools)

2(Mental As..)

2,5(U.S. Scooters)

2(Rousers)