The Great Crusades – Keep Them Entertained

Rock ohne Präfix. Rock, der um Traditionen weiß, aber nie altmodisch wirkt, nie fusselbärtig, nie bierbäuchig. Rock, der vom Punk-Gestus infiltriert, vom Americana-Geist infiziert und von Songs aus Jukeboxes in übel beleumundeten Kaschemmen inspiriert ist. Rock, der von Anzugträgern gespielt wird, von Brian Krumm, Brian Leach, Brian Hunt und Christian Moder alias The Great Crusades aus Chicago, Keep Them Entertained ist ihr – je nach Zählweise – fünfter oder sechster Longplayer, seit sie sich im Jahr 1998 aufmachten, einen Kreuzzug für stilvolles, gern auch raubauziges Musizieren zu führen. Warder Vorgänger, das 2004er Album Four Thirty, noch deutlich vom Blues beseelt und nicht ganz so bratzig, schubst einen ihr neues „Opus“ wieder mitten hinein in eine Welt aus „bollernden Drums“, „sägenden“ Gitarren und was das 70er-Jahre-Musikjournalisten-Vokabular sonst noch so alles hergibt. Schon der Album-Opener „Christina Flatbush“ bringt einen auf den kühnen Gedanken, man hörte einer Vintage-Punkband beim Covern eines unbekannten Gene-Vincent-Songs zu. „Broken Umbrella“ fließt so zäh wie rotglühende Lava, „On A Fast Moving Train“ spielt dann mit dem patentierten Them-Gitarrenlauf aus Big Joe Williams‘ Bluesklassiker, „Baby. Please Don’t Go“. Der Titeltrack schleppt sich dahin wie ein waidwunder Wolf, anderswo hat’s Surfgitarren, von Zigarettenqualm durchwehte Balladen und Shuffles, die klingen, als hätte Tom Waits seinen blutenden Müllkübel-Blues für eine verschworene Zwei-Gitarren-Bass-Schlagzeug-Rock-Bande umgeschrieben. Und natürlich ist all das so ganz und gar großartig, so mitreißend, so erhaben, so voller Grandezza, dass man heulen möchte, Keep Them Entertained – die Rock-Platte des Jahres. Nicht weniger.

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