The Horrors – Primary Colours
The Horrors? Ein toupierter Witz. Aber wenigstens mit einer konkreten, nicht überstrapazierten Style- und Stylingidee gestartet: Gotischer Garage Rock sollte es sein. Die mit unterhaltsamen Schlagzeilen gepflasterte Karriere schien sich sodann zu überschlagen. Selbst die Musik auf STRANGE HOUSE (2007) rannte und orgelte sich selbst über den Haufen. Videoverstörer Chris Cunningham mochte das, drehte einen Stroboskop-Albtraum für die Single „Sheena Is A Parasite“ und nahm sogar als Co-Produzent von PRIMARY COLOURS am Mischpult Platz. Neben Craig Silvey (The Coral, The Magic Numbers) und – dem großen – Geoff Barrow (Portishead). Wer dann letzten Sommer in Bath an welchem Knopf gedreht und welchen Kopf verdreht hat, wird im Detail ihr Geheimnis bleiben. Fest steht: Mit dieser Platte muss die Geschichte der fünf in schwarzen Denim vernähten Briten neu geschrieben werden. Die bemühen sich zwar kaum mehr um Struktur als zuvor, von Spannungsbögen im traditionellen Popsinne wollen sie nichts wissen, selbst wenn ihnen der Wind auch mal eine wehmütige Melodie zupfeift. Vor allem aber machen sie jetzt mal richtig Wind! Geradezu beeindruckendes Schlechtwetter. Das Becken bohrt sich in den Postpunk und kreist um Rockabilly-Bassfiguren, während sich Kopf und Herz in den Mahlstrom des hoch konzentrierten Shoegazings werfen, bis sich wie auf My Bloody Valentines LOVELESS unter der Wucht die Klangspitzen biegen. Es ist kein Wunder, dass einem in diesem Sturm allenthalben abgegriffene, klamme Papphüllen von kultisch verehrten Alben wie dem Debüt von Suicide, The Jesus And Mary Chains PSYCHOCANDY, The Gun Clubs FIHE OF LOVE und The Cures PORNOGRAPHY direkt in die Fresse fliegen. Epigonen singen Epigonenlieder. Aber jung, verwegen und unverfroren genug sind sie, um frisches Blut in die alten Bahnen zu pumpen. Dahinter stehen die genannten verrückten Wissenschaftler und reiben sich die Hände. Gutes B-Movie-Remake.
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